Moret-sur-Loing ist zweifellos eines der charmantesten Reiseziele der Region Île-de-France und liegt in einer der schönsten Landschaften. Nur einen Steinwurf von der Königsstadt Fontainebleau und weniger als 100 km von Paris entfernt, besuchen jedes Jahr mehrere Hunderttausend Besucher (Europäer, Briten, Chinesen oder sogar Japaner) den kleinen Ort. Das Geheimnis ist seine Authentizität. Hier gibt es über neun Jahrhunderte Geschichte und 20 denkmalgeschützte Gebäude. Damit ist sie die drittgrößte mittelalterliche Stadt im Departement Seine-et-Marne, was die Anzahl der historischen Bauwerke betrifft.
Die Kapetingerkönige gestalteten und befestigten im folgenden Jahrhundert die Stadt. Im Jahr 1128 ließ König Ludwig VI. der Dicke (1081-1137) den Bergfried bauen. 1180 setzte König Philippe-Auguste II. (1165-1223) den Bau der Stadtmauern fort, der unter der Herrschaft seines Vorgängers Ludwig VII. begonnen hatte. Zwanzig Türme und eine 1 356 m lange Mauer umgaben die Gemeinde.
Im 12. und 13. Jahrhundert wurde die Stadt zu einer der Residenzen der französischen Könige. Von Ludwig VI. bis Heinrich IV. hielten sich die Regenten damals im Donjon auf.
Der Hundertjährige Krieg verschonte den Ort nicht und er wurde von 1420 bis 1430 von den Engländern besetzt.
Während der Renaissance verlor die Stadt ihre Rolle als Grenzposten, blieb jedoch Sitz einer Vogtei. Trotz des Schlosses in Fontainebleau kam Heinrich IV (1553-1610) in diese Residenz, um seine Geliebte Jacqueline de Bueil zu besuchen, die im Bergfried wohnte. Mit ihr hatte er einen Sohn, Antoine de Bourbon-Bueil (1607-1632), Graf von Moret.
Am 15. Februar 1814, während des Frankreichfeldzugs, wurde Moret-sur-Loing von österreichisch-russischen Truppen besetzt, die sich am 17. Februar 1814 zurückziehen mussten. Napoleon, der von der Insel Elba geflohen war, machte am 19. März 1815 einen letzten Halt in Moret-sur-Loing, bevor er nach Paris zurückkehrte.
Am 1. Januar 2017 entstand die Gemeinde Moret-sur-Loing-et-Orvanne.
Um in das Stadtzentrum von Moret-sur-Loing zu gelangen, muss man durch eines seiner befestigten Tore gehen. Von der Loire-Seite kommend, überquert man die Brücke aus dem 12. Jahrhundert, die während des Zweiten Weltkriegs von den Deutschen teilweise zerstört und anschließend vollständig wieder aufgebaut wurde. Sie führt zur Porte de Bourgogne, von der man auf eine große Einkaufsstraße, die Rue Grande, die von alten Gebäuden gesäumt wird, gelangt.
In der Rue Grande befindet sich auf der einen Seite (Haus Nr. 15) ein wunderschönes Fachwerkhaus, das eigentlich eine Nachahmung eines mittelalterlichen Hauses ist. Ein Zimmermannsgeselle namens Pierre Racollet hat 1925 die Fassade seines Hauses mit Fachwerk, Holzschnitzereien und einem großen Giebel umgestaltet. Es ist auch unter dem Namen Maison Raccolet bekannt.
Im Haus mit der Nummer 24 verbrachte Napoleon die Nacht des 20. März 1815, bevor er bei seiner Rückkehr von der Insel Elba wieder die Macht übernahm.
Die Fassaden der Häuser Nr. 28 und Nr. 30 sind im Renaissancestil (16. Jahrhundert) gehalten.
Das Rathaus (Hôtel de Ville) war ursprünglich ein großes Bürgerhaus. Es wurde Anfang des 20. Jahrhunderts vom Pariser Architekten Paul-Joseph Clément, einem Liebhaber der Neugotik, im Stil eines Hauses des 15. Jahrhunderts erbaut. Die Holzdekorationen stammen von Pierre Raccolet und wurden um 1931 fertiggestellt. 1948 erwarb die Stadtverwaltung das Haus, um darin das Rathaus einzurichten.
Im Innenhof thront die reich verzierte Fassade François 1er mit dem berühmten Salamander, Emblem des Königs Franz I. Diese Renaissancegalerie aus dem Jahr 1527 wurde für Nicolas Chabouillé, den Finanzbeamten des Königs, erbaut. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die Galerie von einem Kavallerieoberst gekauft, Stein für Stein abgebaut und nach Paris gebracht. Er wollte sie am Privathaus anbringen, das er seiner Geliebten schenken wollte, doch schon bald brauchte er Geld und verkaufte das Stadthaus mitsamt der Fassade. Danach ging das Herrenhaus von Hand zu Hand bis es schließlich in den Besitz einer Immobiliengesellschaft gelangte. Diese musste die Fassade nach Moret-sur-Loing zurückschicken. Seit 1955 hat sie wieder ihren Platz in Moret, allerdings nicht wie ursprünglich in der Rue Grande.
Fachwerkhäuser säumen die Wege und Gassen, die von der Hauptstraße abzweigen. Die Straßennamen erinnern alle an Aktivitäten, wie Landwirtschaft, Handwerk oder auch Religion.
Am Ende der Rue Grande liegt das zweite Tor, die Porte de Samois (oder Porte de Paris). Sie wurde Ende des 12. Jahrhunderts erbaut und ist eine Nachbildung der Burgundischen Pforte. Im 17. Jahrhundert wurde das Pavillondach hinzugefügt.
Am Fuße dieses Tores befindet sich ein Grenzstein mit der Zahl 36. Diese entspricht der Distanz in „demi-lieues“, die Moret von Paris trennen, also etwa 75 km. Es gab ein drittes Tor, die Porte d’Orléans, keine Überreste mehr zu sehen sind. Zum Ensemble gehörte auch eine königliche Burg, von der nur noch der ehemalige Donjon aufrecht steht und der heute bewohnt ist.
Die Kirche Notre Dame de la Nativité aus dem 12. – 15. Jahrhundert gilt als eines der wichtigsten Bauwerke der gotischen Architektur nördlich der Loire und liegt mitten auf dem Place Royale inmitten steiler Gassen. Erbaut wurde sie an der Stelle einer alten romanischen Kirche. Der Bau begann unter der Herrschaft von Philippe-Auguste II. und dauerte fast zwei Jahrhunderte.
Der Chor, der von der Kathedrale Notre-Dame in Paris inspiriert ist, und das Querschiff stammen aus dem 13. Jahrhundert. Das Kirchenschiff wurde im 14. und die Fassade, sowie das Portal im 15. Jahrhundert errichtet. Die Renaissance-Orgel zählt zu den ältesten in Frankreich. Sie wurde 1840 als historisches Monument klassifiziert.
An der Ecke zur Rue de Grez ist das Haus der Zuckerstange oder auch „Bon Saint-Jacques“. Die erste Etage des Gebäudes stammt aus dem 15. Jahrhundert. Der Rest wurde von Pierre Racollet Anfang des 20. Jahrhunderts verändert. Auf dem Eckpfosten erinnert eine von einer Glasscheibe geschützte Jakobusstatue daran, dass die Stadt auf einer Pilgerroute nach Santiago de Compostela lag.
Das Haus wurde von Benediktinerinnen bewohnt, die 1638 die Zuckerstange erfanden. Die wurde aus Gerste gemacht und hatte medizinische Eigenschaften, da sie Halsschmerzen linderte. Diese Bonbons sind die älteste Süßigkeit Frankreichs.
Anfang des 20. Jahrhunderts wurde es den Benediktinerinnen zu eng und sie ließen zwei schöne Fachwerkhäuser mit geschnitztem Dekor von Pierre Raccolet in der Rue de Grez bauen. Diese bilden eine Verlängerung des „Maison du sucre d'orge“.
Der 20 Meter hohe Donjon wurde zwischen 1128 und 1154 unter Ludwig VI. erbaut und war ein königlicher Wohnsitz, in dem zahlreiche Könige wie Ludwig VI., Philippe-Auguste II., Ludwig IX. (der Heilige) und Philippe IV. (der Schöne) wohnten. Der Burgturm war Zeuge zahlreicher historischer Ereignisse.
Unter der Herrschaft von König Heinrich IV. wurde das Anwesen an seinen Oberintendanten Sully vermietet, der dort umfangreiche Arbeiten durchführte, darunter die Anlage französischer Gärten.
Unter Ludwig XIV. wurde er in ein königliches Gefängnis umgewandelt. Hier wurde der Finanzminister Nicolas Fouquet auf Befehl des Königs von d'Artagnan eingesperrt, nachdem er wegen seiner Vorliebe für Luxus und seiner Überheblichkeit in Ungnade gefallen war.
Die letzte Person königlichen Blutes, die sich im Donjon aufhielt, war Marie Lesczinka am Vorabend ihrer Hochzeit mit Ludwig XV. in Fontainebleau, den 4. September 1725.
Die Mühlen „Moulins à Tan“ und „Graciot“, wurden im 15. Jahrhundert zur Bearbeitung von Häuten in der Gerberei errichtet. Zur Herstellung der Gerberlohe wurde Eichenrinde aus dem Wald von Fontainebleau zermahlen. Die Graciot-Mühle besitzt Fundamente aus dem 14. Jahrhundert und ist heute der Bildhauerei gewidmet.
Auf einer kleinen Insel beherbergt die ehemalige Provencher-Mühle, die 1944 zerstört und seitdem durch ein hübsches Herrenhaus ersetzt wurde, das Gerstenzuckermuseum (Musée du Sucre d’Orge).
Ursprünglich wurden hier vor allem Handschuhe hergestellt. Dafür verwendete man Tieröl und stellte ein weiches Leder her. Im Jahr 1779 wurde diese Mühle in ein mechanisches Sägewerk umgewandelt. Doch die Tätigkeit war für ihren Besitzer nicht rentabel und das Sägewerk wurde durch eine Getreidemühle ersetzte.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts, kaufte die Familie Provencher das Bauwerk und hinterließ ihm ihren Namen.
Im August 1944 sprengten die deutschen Truppen die Brücke, wobei auch die Mühle beschädigt wurde.
Das Priorat von Pont-Loup ist das älteste existierende Gebäude in Moret-sur-Loing. Von dem ehemaligen Priorat, das sich außerhalb der Stadt befand, ist nur noch die Kirche erhalten. Die Gebäude wurden während der Kriege im 16. Jahrhundert teilweise zerstört. Die Ruinen wurden 1791 als Gemeindegut verkauft und im 19. Jahrhundert als Scheune für die Lohmühlen genutzt. Die Stadt kaufte sie 1964 und restaurierte sie. Heute beherbergt das ehemalige Priorat zeitgenössischer Kunstausstellungen.
Die Identität dieser Frau, die während ihrer gesamten Existenz im Benediktinerkloster des Dorfes verborgen war, ist geheim. Doch sie erhielt Besuch vom Hof und dem Königspaar.
Es wurden mehrere Hypothesen aufgestellt. Die plausibelste wäre, dass sie die uneheliche Tochter von Ludwig XIV. und einer schwarzen Dienerin war. Niemand kannte ihren wahren Namen, sie nannte sich Schwester Louise Marie de Sainte-Thérèse.
Schriften von Voltaire bezeugen dies, denn er schrieb nach einem Treffen mit der Nonne 1719: „Man verdächtigte mit großer Wahrscheinlichkeit eine Nonne der Abtei von Moret, seine Tochter zu sein. Sie war extrem dunkelhäutig und sah ihm im Übrigen ähnlich. Der König gab ihr zwanzigtausend Ecu als Mitgift, indem er sie in diesem Kloster unterbrachte.“
Es gibt einige Porträts dieser Frau. Darunter eines, das von einem Künstler gemalt wurde, dessen Tochter ebenfalls Nonne in Moret-sur-Loing war.
Der Engländer wurde 1839 in Paris als Sohn englischer Kaufmannseltern geboren, die sich aus geschäftlichen Gründen in der französischen Hauptstadt niedergelassen hatten.
Im Alter von 18 Jahren schickten ihn seine Eltern nach London, um ihm eine kaufmännische Ausbildung zu erlauben, doch Alfred zog sich von der Kunst angezogen und verbrachte mehr Zeit in Museen als mit seiner Ausbildung. 1860 kehrte er nach Frankreich zurück und begann zwei Jahre später eine Künstlerausbildung im Atelier von Charles Gleyre, der an der École des Beaux-Arts in Paris unterrichtete. Dort machte Alfred die Bekanntschaft von Renoir und Monet. Gemeinsam malten sie Landschaften im Wald von Fontainebleau, sowie in den Künstlerdörfern Barbizon oder Bourron-Marlotte.
1872 lernte er durch Claude Monet und Camille Pissarro den Kunsthändler Paul Durand-Ruel kennen, der die impressionistische Bewegung leidenschaftlich unterstützte. Dieser kaufte im Laufe von fast 25 Jahren nahezu 400 Werke von Sisley.
Im Jahr 1874 gründete Alfred Sisley zusammen mit Claude Monet, Auguste Renoir, Camille Pissarro, Edgar Degas und Berthe Morisot die „Société anonyme des artistes peintres, sculpteurs et graveurs“ (Aktiengesellschaft der Maler, Bildhauer und Graveure). Er wohnte einige Jahre lang in Marly-le-Roi, dann in Sèvres, bevor er 1880 nach Moret-sur-Loing zog. Dort malte der Künstler die Häuser, die Ufer des Loing und vor allem die Kirche. Er liebte es, die verschiedenen Lichtverhältnisse einzufangen. Er sagte sogar, dass die Atmosphäre und das Licht der Seine und Loing ihm geholfen hätten, seine Kunst zu vervollkommnen.
Leider hatte er während seiner Lebzeiten keinen Erfolg mit seinen Gemälden und verkaufte nur sehr wenige Bilder. Seine Frau starb 1898. Alfred, vom Kummer zerfressen, erkrankte und verstarb kurz nach seiner Frau in ärmlichen Verhältnissen. Beide wurden auf dem Friedhof der Stadt beerdigt.
Insgesamt malte Sisley im Laufe seines Lebens 960 Ölgemälde, 100 Pastelle und zahlreiche andere Zeichnungen. In der Stadt gibt es mehrere Kunstgalerien und Ausstellungsorte, die ihm gewidmet sind. Sein Haus in der Rue Montmartre (Nr. 19) gehört heute einem privaten Eigentümer und kann nicht besichtigt werden.
Reproduktionen seiner Werke sind überall in der Stadt zu entdecken, hängen an den Fassaden und machen den Ort zu einem Freilichtmuseum. Das Fremdenverkehrsamt bietet eine Tour auf den Spuren des Malers an.
Viele andere Künstler sind durch Moret gereist, darunter Balzac, Voltaire und Maupassant.
Allein der Blick von der Brücke über den Loing ist die Reise wert, denn hier gibt es Wasserfälle, alte Mühlen mit Schaufelrädern und Überreste der mittelalterlichen Befestigungsanlagen.
Kein Wunder, dass Moret-sur-Loing, neben Isle-Adam und Provins, das Label der "100 schönsten Umwege Frankreichs" trägt und mehrere Filmdrehs hier stattfanden, unter anderem mit Catherine Deneuve und Gérard Depardieu. Besucher lieben es, den Charme alter Steine zu genießen, aber auch am Ufer des Loing zu entspannen, das von Wällen und Türmchen gesäumt wird. Angeln, Kanufahren und Flusstourismus zählen zu den beliebten Attraktionen. Drei Jahrhunderte lang war sie eine königliche Stadt. Heute ist sie bekannt für ihren Sucre d'Orge und die vom Impressionisten Alfred Sisley verewigten Landschaften.
Kein Wunder, dass Moret-sur-Loing, neben Isle-Adam und Provins, das Label der "100 schönsten Umwege Frankreichs" trägt und mehrere Filmdrehs hier stattfanden, unter anderem mit Catherine Deneuve und Gérard Depardieu. Besucher lieben es, den Charme alter Steine zu genießen, aber auch am Ufer des Loing zu entspannen, das von Wällen und Türmchen gesäumt wird. Angeln, Kanufahren und Flusstourismus zählen zu den beliebten Attraktionen. Drei Jahrhunderte lang war sie eine königliche Stadt. Heute ist sie bekannt für ihren Sucre d'Orge und die vom Impressionisten Alfred Sisley verewigten Landschaften.
Geschichte des Ortes
Die kleine mittelalterliche Stadt, deren Ursprünge bis in die gallo-römische Zeit zurückreichen, gewann im 11. Jahrhudert an strategischer Bedeutung, als der französische König Philipp I. (1052-1108) die Grafschaft Gâtinais, zu der Moret-sur-Loing gehörte, in die königliche Domäne eingliederte. Sie lag an der Grenze zwischen dem Königreich Frankreich und dem Herzogtum Burgund.Die Kapetingerkönige gestalteten und befestigten im folgenden Jahrhundert die Stadt. Im Jahr 1128 ließ König Ludwig VI. der Dicke (1081-1137) den Bergfried bauen. 1180 setzte König Philippe-Auguste II. (1165-1223) den Bau der Stadtmauern fort, der unter der Herrschaft seines Vorgängers Ludwig VII. begonnen hatte. Zwanzig Türme und eine 1 356 m lange Mauer umgaben die Gemeinde.
Im 12. und 13. Jahrhundert wurde die Stadt zu einer der Residenzen der französischen Könige. Von Ludwig VI. bis Heinrich IV. hielten sich die Regenten damals im Donjon auf.
Der Hundertjährige Krieg verschonte den Ort nicht und er wurde von 1420 bis 1430 von den Engländern besetzt.
Während der Renaissance verlor die Stadt ihre Rolle als Grenzposten, blieb jedoch Sitz einer Vogtei. Trotz des Schlosses in Fontainebleau kam Heinrich IV (1553-1610) in diese Residenz, um seine Geliebte Jacqueline de Bueil zu besuchen, die im Bergfried wohnte. Mit ihr hatte er einen Sohn, Antoine de Bourbon-Bueil (1607-1632), Graf von Moret.
Am 15. Februar 1814, während des Frankreichfeldzugs, wurde Moret-sur-Loing von österreichisch-russischen Truppen besetzt, die sich am 17. Februar 1814 zurückziehen mussten. Napoleon, der von der Insel Elba geflohen war, machte am 19. März 1815 einen letzten Halt in Moret-sur-Loing, bevor er nach Paris zurückkehrte.
Im Jahr 1889 zog der englische, impressionistische Maler Alfred Sisley nach Moret-sur-Loing, wo er bis zu seinem Tod im Jahr 1899 blieb und etwa 400 Gemälde anfertigte.
Am 1. Januar 2017 entstand die Gemeinde Moret-sur-Loing-et-Orvanne.
Besichtigung der Stadt
Als ehemalige Königsstadt zur Zeit der Kapetingerkönige sind die unglaublich gut erhaltenen Zeugnisse dieser majestätischen Vergangenheit überall im Herzen der Stadt zu finden. Der Place Royale, die Stadtmauern und der Bergfried aus dem 12. Jahrhundert sind stolze Zeugen des Mittelalters.Um in das Stadtzentrum von Moret-sur-Loing zu gelangen, muss man durch eines seiner befestigten Tore gehen. Von der Loire-Seite kommend, überquert man die Brücke aus dem 12. Jahrhundert, die während des Zweiten Weltkriegs von den Deutschen teilweise zerstört und anschließend vollständig wieder aufgebaut wurde. Sie führt zur Porte de Bourgogne, von der man auf eine große Einkaufsstraße, die Rue Grande, die von alten Gebäuden gesäumt wird, gelangt.
In der Rue Grande befindet sich auf der einen Seite (Haus Nr. 15) ein wunderschönes Fachwerkhaus, das eigentlich eine Nachahmung eines mittelalterlichen Hauses ist. Ein Zimmermannsgeselle namens Pierre Racollet hat 1925 die Fassade seines Hauses mit Fachwerk, Holzschnitzereien und einem großen Giebel umgestaltet. Es ist auch unter dem Namen Maison Raccolet bekannt.
Im Haus mit der Nummer 24 verbrachte Napoleon die Nacht des 20. März 1815, bevor er bei seiner Rückkehr von der Insel Elba wieder die Macht übernahm.
Die Fassaden der Häuser Nr. 28 und Nr. 30 sind im Renaissancestil (16. Jahrhundert) gehalten.
Das Rathaus (Hôtel de Ville) war ursprünglich ein großes Bürgerhaus. Es wurde Anfang des 20. Jahrhunderts vom Pariser Architekten Paul-Joseph Clément, einem Liebhaber der Neugotik, im Stil eines Hauses des 15. Jahrhunderts erbaut. Die Holzdekorationen stammen von Pierre Raccolet und wurden um 1931 fertiggestellt. 1948 erwarb die Stadtverwaltung das Haus, um darin das Rathaus einzurichten.
Im Innenhof thront die reich verzierte Fassade François 1er mit dem berühmten Salamander, Emblem des Königs Franz I. Diese Renaissancegalerie aus dem Jahr 1527 wurde für Nicolas Chabouillé, den Finanzbeamten des Königs, erbaut. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die Galerie von einem Kavallerieoberst gekauft, Stein für Stein abgebaut und nach Paris gebracht. Er wollte sie am Privathaus anbringen, das er seiner Geliebten schenken wollte, doch schon bald brauchte er Geld und verkaufte das Stadthaus mitsamt der Fassade. Danach ging das Herrenhaus von Hand zu Hand bis es schließlich in den Besitz einer Immobiliengesellschaft gelangte. Diese musste die Fassade nach Moret-sur-Loing zurückschicken. Seit 1955 hat sie wieder ihren Platz in Moret, allerdings nicht wie ursprünglich in der Rue Grande.
Fachwerkhäuser säumen die Wege und Gassen, die von der Hauptstraße abzweigen. Die Straßennamen erinnern alle an Aktivitäten, wie Landwirtschaft, Handwerk oder auch Religion.
Am Ende der Rue Grande liegt das zweite Tor, die Porte de Samois (oder Porte de Paris). Sie wurde Ende des 12. Jahrhunderts erbaut und ist eine Nachbildung der Burgundischen Pforte. Im 17. Jahrhundert wurde das Pavillondach hinzugefügt.
Am Fuße dieses Tores befindet sich ein Grenzstein mit der Zahl 36. Diese entspricht der Distanz in „demi-lieues“, die Moret von Paris trennen, also etwa 75 km. Es gab ein drittes Tor, die Porte d’Orléans, keine Überreste mehr zu sehen sind. Zum Ensemble gehörte auch eine königliche Burg, von der nur noch der ehemalige Donjon aufrecht steht und der heute bewohnt ist.
Die Kirche Notre Dame de la Nativité aus dem 12. – 15. Jahrhundert gilt als eines der wichtigsten Bauwerke der gotischen Architektur nördlich der Loire und liegt mitten auf dem Place Royale inmitten steiler Gassen. Erbaut wurde sie an der Stelle einer alten romanischen Kirche. Der Bau begann unter der Herrschaft von Philippe-Auguste II. und dauerte fast zwei Jahrhunderte.
Der Chor, der von der Kathedrale Notre-Dame in Paris inspiriert ist, und das Querschiff stammen aus dem 13. Jahrhundert. Das Kirchenschiff wurde im 14. und die Fassade, sowie das Portal im 15. Jahrhundert errichtet. Die Renaissance-Orgel zählt zu den ältesten in Frankreich. Sie wurde 1840 als historisches Monument klassifiziert.
An der Ecke zur Rue de Grez ist das Haus der Zuckerstange oder auch „Bon Saint-Jacques“. Die erste Etage des Gebäudes stammt aus dem 15. Jahrhundert. Der Rest wurde von Pierre Racollet Anfang des 20. Jahrhunderts verändert. Auf dem Eckpfosten erinnert eine von einer Glasscheibe geschützte Jakobusstatue daran, dass die Stadt auf einer Pilgerroute nach Santiago de Compostela lag.
Das Haus wurde von Benediktinerinnen bewohnt, die 1638 die Zuckerstange erfanden. Die wurde aus Gerste gemacht und hatte medizinische Eigenschaften, da sie Halsschmerzen linderte. Diese Bonbons sind die älteste Süßigkeit Frankreichs.
Anfang des 20. Jahrhunderts wurde es den Benediktinerinnen zu eng und sie ließen zwei schöne Fachwerkhäuser mit geschnitztem Dekor von Pierre Raccolet in der Rue de Grez bauen. Diese bilden eine Verlängerung des „Maison du sucre d'orge“.
Der 20 Meter hohe Donjon wurde zwischen 1128 und 1154 unter Ludwig VI. erbaut und war ein königlicher Wohnsitz, in dem zahlreiche Könige wie Ludwig VI., Philippe-Auguste II., Ludwig IX. (der Heilige) und Philippe IV. (der Schöne) wohnten. Der Burgturm war Zeuge zahlreicher historischer Ereignisse.
Unter der Herrschaft von König Heinrich IV. wurde das Anwesen an seinen Oberintendanten Sully vermietet, der dort umfangreiche Arbeiten durchführte, darunter die Anlage französischer Gärten.
Unter Ludwig XIV. wurde er in ein königliches Gefängnis umgewandelt. Hier wurde der Finanzminister Nicolas Fouquet auf Befehl des Königs von d'Artagnan eingesperrt, nachdem er wegen seiner Vorliebe für Luxus und seiner Überheblichkeit in Ungnade gefallen war.
Die letzte Person königlichen Blutes, die sich im Donjon aufhielt, war Marie Lesczinka am Vorabend ihrer Hochzeit mit Ludwig XV. in Fontainebleau, den 4. September 1725.
Kurz nach der Revolution wurde der Donjon niedergebrannt, wie viele königliche Symbole in Frankreich. Er verfiel bis 1880, als er von einer Familie aufgekauft wurde, die erhebliche Renovierungsarbeiten durchführte, um ihn wieder in eine Wohnort zu verwandeln. Seitdem ist der Donjon immer noch im Besitz derselben Familie.
Über eine der Treppen Escalier du Donjon oder Escalier Royal gelangt man in die Rue de la Tannerie. Durch einen Torbogen geht es ans Ufer des Loing.
Über eine der Treppen Escalier du Donjon oder Escalier Royal gelangt man in die Rue de la Tannerie. Durch einen Torbogen geht es ans Ufer des Loing.
Die Mühlen „Moulins à Tan“ und „Graciot“, wurden im 15. Jahrhundert zur Bearbeitung von Häuten in der Gerberei errichtet. Zur Herstellung der Gerberlohe wurde Eichenrinde aus dem Wald von Fontainebleau zermahlen. Die Graciot-Mühle besitzt Fundamente aus dem 14. Jahrhundert und ist heute der Bildhauerei gewidmet.
Auf einer kleinen Insel beherbergt die ehemalige Provencher-Mühle, die 1944 zerstört und seitdem durch ein hübsches Herrenhaus ersetzt wurde, das Gerstenzuckermuseum (Musée du Sucre d’Orge).
Ursprünglich wurden hier vor allem Handschuhe hergestellt. Dafür verwendete man Tieröl und stellte ein weiches Leder her. Im Jahr 1779 wurde diese Mühle in ein mechanisches Sägewerk umgewandelt. Doch die Tätigkeit war für ihren Besitzer nicht rentabel und das Sägewerk wurde durch eine Getreidemühle ersetzte.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts, kaufte die Familie Provencher das Bauwerk und hinterließ ihm ihren Namen.
Im August 1944 sprengten die deutschen Truppen die Brücke, wobei auch die Mühle beschädigt wurde.
Das Priorat von Pont-Loup ist das älteste existierende Gebäude in Moret-sur-Loing. Von dem ehemaligen Priorat, das sich außerhalb der Stadt befand, ist nur noch die Kirche erhalten. Die Gebäude wurden während der Kriege im 16. Jahrhundert teilweise zerstört. Die Ruinen wurden 1791 als Gemeindegut verkauft und im 19. Jahrhundert als Scheune für die Lohmühlen genutzt. Die Stadt kaufte sie 1964 und restaurierte sie. Heute beherbergt das ehemalige Priorat zeitgenössischer Kunstausstellungen.
Eine geheimnisvolle Maurin in Moret-sur-Loing
Die Stadt hat nicht nur ein reiches, historisches Erbe, sondern auch ihren Anteil an Mysterien. Ihr Wappen zeigt das Gesicht einer Maurin mit verbundenen Augen und Lilien.Die Identität dieser Frau, die während ihrer gesamten Existenz im Benediktinerkloster des Dorfes verborgen war, ist geheim. Doch sie erhielt Besuch vom Hof und dem Königspaar.
Es wurden mehrere Hypothesen aufgestellt. Die plausibelste wäre, dass sie die uneheliche Tochter von Ludwig XIV. und einer schwarzen Dienerin war. Niemand kannte ihren wahren Namen, sie nannte sich Schwester Louise Marie de Sainte-Thérèse.
Schriften von Voltaire bezeugen dies, denn er schrieb nach einem Treffen mit der Nonne 1719: „Man verdächtigte mit großer Wahrscheinlichkeit eine Nonne der Abtei von Moret, seine Tochter zu sein. Sie war extrem dunkelhäutig und sah ihm im Übrigen ähnlich. Der König gab ihr zwanzigtausend Ecu als Mitgift, indem er sie in diesem Kloster unterbrachte.“
Es gibt einige Porträts dieser Frau. Darunter eines, das von einem Künstler gemalt wurde, dessen Tochter ebenfalls Nonne in Moret-sur-Loing war.
Alfred Sisley und der Impressionismus
Die beliebteste Persönlichkeit der Stadt ist jedoch der impressionistische Maler Alfred Sisley (1839-1899), der Moret-sur-Loing bis zum Ende seines Lebens aus allen Blickwinkeln durch seine unglaublichen Linien und Farben verewigte.Der Engländer wurde 1839 in Paris als Sohn englischer Kaufmannseltern geboren, die sich aus geschäftlichen Gründen in der französischen Hauptstadt niedergelassen hatten.
Im Alter von 18 Jahren schickten ihn seine Eltern nach London, um ihm eine kaufmännische Ausbildung zu erlauben, doch Alfred zog sich von der Kunst angezogen und verbrachte mehr Zeit in Museen als mit seiner Ausbildung. 1860 kehrte er nach Frankreich zurück und begann zwei Jahre später eine Künstlerausbildung im Atelier von Charles Gleyre, der an der École des Beaux-Arts in Paris unterrichtete. Dort machte Alfred die Bekanntschaft von Renoir und Monet. Gemeinsam malten sie Landschaften im Wald von Fontainebleau, sowie in den Künstlerdörfern Barbizon oder Bourron-Marlotte.
1872 lernte er durch Claude Monet und Camille Pissarro den Kunsthändler Paul Durand-Ruel kennen, der die impressionistische Bewegung leidenschaftlich unterstützte. Dieser kaufte im Laufe von fast 25 Jahren nahezu 400 Werke von Sisley.
Im Jahr 1874 gründete Alfred Sisley zusammen mit Claude Monet, Auguste Renoir, Camille Pissarro, Edgar Degas und Berthe Morisot die „Société anonyme des artistes peintres, sculpteurs et graveurs“ (Aktiengesellschaft der Maler, Bildhauer und Graveure). Er wohnte einige Jahre lang in Marly-le-Roi, dann in Sèvres, bevor er 1880 nach Moret-sur-Loing zog. Dort malte der Künstler die Häuser, die Ufer des Loing und vor allem die Kirche. Er liebte es, die verschiedenen Lichtverhältnisse einzufangen. Er sagte sogar, dass die Atmosphäre und das Licht der Seine und Loing ihm geholfen hätten, seine Kunst zu vervollkommnen.
Leider hatte er während seiner Lebzeiten keinen Erfolg mit seinen Gemälden und verkaufte nur sehr wenige Bilder. Seine Frau starb 1898. Alfred, vom Kummer zerfressen, erkrankte und verstarb kurz nach seiner Frau in ärmlichen Verhältnissen. Beide wurden auf dem Friedhof der Stadt beerdigt.
Insgesamt malte Sisley im Laufe seines Lebens 960 Ölgemälde, 100 Pastelle und zahlreiche andere Zeichnungen. In der Stadt gibt es mehrere Kunstgalerien und Ausstellungsorte, die ihm gewidmet sind. Sein Haus in der Rue Montmartre (Nr. 19) gehört heute einem privaten Eigentümer und kann nicht besichtigt werden.
Reproduktionen seiner Werke sind überall in der Stadt zu entdecken, hängen an den Fassaden und machen den Ort zu einem Freilichtmuseum. Das Fremdenverkehrsamt bietet eine Tour auf den Spuren des Malers an.
Viele andere Künstler sind durch Moret gereist, darunter Balzac, Voltaire und Maupassant.