Eugène Viollet-le-Duc - Architekt französischer Großprojekte

Eugène Viollet-le-Duc ging dank seiner Arbeit zur Bewahrung des Kulturerbes als einer der größten und bekanntesten Architekten des 19. Jahrhunderts in die Geschichte ein. Besonders bekannt ist er für die Restaurierung zahlreicher mittelalterlicher Gebäude, vor allem in Paris, aber auch in anderen Regionen Frankreichs.

Während der Julimonarchie (1830-1848) beschloss die Regierung Denkmäler wie die Basilika Saint-Denis, den Louvre, das Schloss in Versailles oder Notre-Dame de Paris zu restaurieren, die durch die Revolution verwüstet wurden. Ziel war es, an die Pracht des Ancien Régime zu erinnern. 1843 begannen die Arbeiten unter der Leitung der Architekten Eugène Viollet-le-Duc und Jean-Baptiste-Antoine Lassus an der Kathedrale Notre-Dame de Paris.
Einige seiner Werke sind auch heute noch umstritten. Schließlich beschränkte sich Viollet-le-Duc sich nicht nur auf die Restaurierung. Er schaffte auch Chimären und andere fantastische Figuren als Dekorationsobjekte, die ihn inspirierten und aus dem Mittelalter stammen.


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Quelle: BNF Gallica


Seine jungen Jahre und der Beginn einer Leidenschaft

Eugène Viollet-le-Duc wurde am 27. Januar 1814 in der Rue Chabanais Nr. 1 in Paris geboren. 
Dank seines Vaters, der als Kurator für die königlichen Residenzen von Louis-Philippe I. verantwortlich war, verbrachte der junge Eugène einige Jahre im Tuilerien-Palast. Sein Onkel, ein bekannter Kunstkritiker, verhalf ihm mehrere Architekten und Maler kennenzulernen, die ihm später die Türen zu seiner Karriere öffneten. Viollet-le-Duc entwickelte eine besondere Leidenschaft für das Mittelalter und die Gotik. Er wollte das mittelalterliche Erbe auf seine Weise restaurieren, um die Bevölkerung für Bauten dieser Zeit zu interessieren. Mit gerade einmal 26 Jahren wurde er vom Generalinspektor für historische Denkmäler, Prosper Mérimée, mit der Restaurierung der Basilika von Vézelay und dem Mont-Saint-Michel betraut. Dabei war Eugène nie offiziell Architekt, da er sich weigerte, der Ecole des Beaux-Arts beizutreten. Er hatte keinerlei Erfahrung in der Restaurierung von Denkmälern. Prosper Mérimée und Eugène Viollet-le-Duc waren Freunde, die schon seit sechs Jahren zusammen durch ganz Frankreich reisten, um religiöse Einrichtungen zu besuchen und zu beurteilen, ob diese eine Klassifizierung verdienten. Eugène nutzte diese Besichtigungen, um Zeichnungen der Architektur anzufertigen und wissenschaftliche Untersuchungen durchzuführen. Er wurde dadurch zu einem der besten Kenner der mittelalterlichen Architektur.


Großprojekte von Viollet-le-Duc

Obwohl Viollet-le-Duc sich bei der Restaurierung in Vézelay schon einige Freiheiten nahm, die sogar Prosper Mérimée missfielen, sollten viele weitere Großprojekte, darunter die Saint-Chapelle, die Basilika Saint-Denis oder die Kathedrale Notre-Dame folgen. ein bekanntes Zitat des Architekten lautet:

« Restaurer un édifice, ce n’est pas l’entretenir, le réparer ou le refaire, c’est le rétablir dans un état complet qui peut n’avoir jamais existé à un moment donné ».

„Ein Gebäude zu restaurieren, heiß nicht, es zu erhalten, zu reparieren oder wieder aufzubauen. Es bedeutet, es in einen vollständigen Zustand zu versetzen, der so vielleicht zu keinem Zeitpunkt je existiert haben mag.“

Quelle: "Wörterbuch der französischen Architektur" von Viollet-le-Duc


1843 organisierte der Staat einen Wettbewerb für die Restaurierung von Notre-Dame de Paris. Jean-Baptiste Lassus zog mit seinem Projekt das grosse Los und schloss sich mit Eugène Viollet-le-Duc zusammen. Die beiden Architekten waren sich schnell einig, die Renovierungen nicht plangemäß umzusetzen.
Nach dem Tod seines Kollegen Jean-Baptiste-Antoine Lassus 1857 führte Viollet-le-Duc die Arbeiten an Notre-Dame allein weiter und nahm sich noch mehr Freiheiten. So lehnte er die Verwendung moderner Materialien wie Eisen ab und blieb den mittelalterlichen Bautechniken treu. Er ließ auch den mittlerweile berühmten zentralen Turm mit einer Höhe von 93m wieder aufbauen, der im 18. Jahrhundert wegen Einsturzgefahr abgerissen wurde. Den Sockel der Turms verzierten er mit Statuen. Ein weiteres bekanntestes Werk der Kathedrale Notre-Dame ist die Strix (die nachdenkliche Ohreule), die auf die Stadt blickt.
Ebenso stellte er die während der Revolution verschwundene Königsgalerie wieder her, installierte die Statuen von Adam und Eva an der Fassade im zweiten Stock und gab einem der 12 Apostel sein eigenes Gesicht. Es ist der Apostel, der den anderen seinen Rücken zudreht, um die Turmspitze zu betrachten.

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Quelle: BNF Banque d'Images


Bald darauf gab Napoleon III. Viollet-le-Duc die Gelegenheit, das Schloss seiner Träume zu bauen. Der Kaiser beauftragte den Architekten mit der Restaurierung von Pierrefonds, einer zerstörten Palastfestung aus dem 14. Jahrhundert.
Trotz aufkeimender Kritik unterstützt die Kommission für historische Denkmäler seine Arbeit und vertraute ihm weitere Projekte an; die Basilika Saint-Sernin in Toulouse, das Schloss Abbadia in Hendaye an der spanischen Grenze, die Burg Coucy, die Stadtmauern von Carcassonne und Avignon, die Kathedralen von Amiens, Auxerre, Clermont-Ferrand...


Gebäude und Plätze in Paris

Während seiner Karriere widmete sich der Meister der Architektur auch weniger bekannten und großen Bauwerken. Im 9. Arrondissement, in der Rue Condorcet mit der Nummer 68 befindet sich ein Haus, dessen Bau 1862 begann und bis zum Lebendende des Architekten seine Zuhause war. Sein Büro befand sich im dritten Stock, wo von außen, unter dem Balkon, ein steinerner Greifvogel auf die Strasse blickt. Dieser Uhu ist zu Symbol Viollet-le-Ducs geworden und heißt "hibou grand-duc".
Paris verdankt ihm auch die Gebäude in der Rue Lafayette 42 und Rue de Douai 15, die zu den historischen Denkmälern der Stadt zählen. Weitere Bauten findet man in der Rue de Liège 28, am Boulevard Montparnasse 80 oder in der Rue Chachat 23.
Außerdem veränderte er 1874 den Place Dauphine, der unter Heiinrich IV. zu Ehren seines Sohnes, den späteren Ludwig XIII. erbaut wurde.

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