Château de Pierrefonds

Am Rande des "Forêt de Compiègne" (Wald von Compiègne) ragen die Türme des Pierrefonds-Schlosses über die Eichen und Buchen hinaus.

Es wurde im 15. Jahrhundert von Ludwig von Orleans erbaut, im 17. Jahrhundert demontiert und im Auftrag Napoleons III. wieder aufgebaut. Es ist eine brillante Interpretation des Mittelalters des Architekten Viollet-le-Duc, der mit Pierrefonds sein größtes Werk schuf. Einerseits Burg, die mit einem vollständigen Verteidigungssystem ausgestattet ist, andererseits Schloss mit kaiserlichen und herrschaftlichen Unterkünften mit mittelalterlicher Dekoration bestückt, ist Pierrefonds oft die Kulisse für großartige Verfilmungen.





Die Geschichte des Schlosses

Das Château de Pierrefonds ist ein wahres Märchenschloss, dass alle Vorstellungen, die wir von befestigten Burgen haben, erfüllt. Seine Geschichte begann im Jahr 1393, als der zweite Sohn von König Karl V. aus der Königsfamilie ausgestoßen wurde. Zur Entschädigung erhielt Ludwig von Orléans das Herzogtum Valois. Er wünschte sich eine Festung in der Nähe von Compiègne, deren Bau 1397 begann und in weniger als zehn Jahren fertiggestellt wurde.

Die strategische Lage der Festung sollte die Hauptstadt Paris vor englischen und burgundischen Invasionen schützen. Diese Lage ermöglichte es ihm auch, den Handel zwischen Flandern und Burgund zu überwachen.
Das hervorragende Verteidigungssystem und die imposante Größe der Burg führten zu einer gewissen Berühmtheit, auch weit über die Grenzen hinaus.
Doch Herzog Ludwig von Orléans erlebte das Ende der Bauarbeiten nicht. Sein Cousin und Rivale Jean sans Peur (Johann der Unerschrockene) ließ ihn am 23. November 1407 in Paris ermorden. Dadurch wurden die Arbeiten unterbrochen und die an den Hof angrenzenden Wohnhäuser nie fertiggestellt. Seine Witwe verließ Pierrefonds und ließ sich im Schloss von Blois nieder.
Das Schloss blieb bis zur Herrschaft Ludwigs XIII. mit der Krone verbunden und ging von Hand zu Hand an Fürsten und Adlige über, wie dem berühmten Antoine d'Estrées, Statthalter der Ile-de-France und Vater von Gabrielle d'Estrées, Geliebte von Heinrich IV.

1617 schickte Kardinal Richelieu auf Wunsch König Ludwigs XIII. Truppen nach Pierrefonds, die das Schloss belagerten. Im Mai des selben Jahres erließ der König den Befehl, das mittelalterliche und symbolträchtige Schloss abzureißen. Die großen Türme wurden gesprengt, die Dächer und Häuser zerstört und Gräben um die Ruine angelegt. Die Anlage diente als Steinbruch und verfiel fast zwei Jahrhunderte in Vergessenheit, bevor 1810 Napoleon Bonaparte die Ruine kaufte. Es war die Wiedergeburt des Schlosses, das seit 1848 zu den historischen Denkmälern des Landes zählt. Doch es war der Neffe Napoleons, der dem Schloss seinen früheren Glanz wiedergab. Im Jahr 1857 beauftragte Kaiser Napoleon III. den bekannten Architekten Viollet-le-Duc mit der Restaurierung, um daraus eine Residenz und ein Museum für mittelalterliche Architektur zu machen. Die Renovierungsarbeiten dauerten fast dreißig Jahre. Das Schloss wird heute vom CMN (Centre des Monuments Nationaux) verwaltet.

Ludwig von Orléans ließ auch die Schlösser in Coucy und in La Ferté-Milon renovieren und vergrößern, dank der Mitgift, die er durch seine Heirat mit Valentine Visconti erhielt.









   


Besichtigung des Schlosses

Pierrefonds ist ein beeindruckendes Schloss und schon von Weitem sichtbar ist. Viollet-le-Duc setzte seine Vorstellungen des Mittelalters bei der Rekonstruktion des Schlosses um. So weist es die Form eines Rechtecks auf, wie schon zu Zeiten Ludwigs von Orléans. Es wird von acht Türmen flankiert, die alle mit einer Nische und einer Statue dekoriert sind. Alle Türme, sowie die Mauern, besitzen Wehrgänge auf zwei Ebenen. Der erste, untere Gang ist überdacht. Die Türme wurden aus altem Mauerwerk wieder aufgebaut. Die Namen der acht Türme lauten: Artus, Alexander, Gottfried von Bouillon, Josua, Hektor, Judas Makkabäus, Karl der Große und Julius Cäsar. Die letzten beiden Türme sind die höchsten und verleihen dem Schloss sein magisches Aussehen. Der Alexanderturm zeugt von der Architektur des 14. Jahrhunderts. In seinen Fundamenten befinden sich noch die Kerker aus dem Mittelalter, daher ist er auch als Folterturm bekannt.




Die Fassaden des Haupthofs sind im Renaissancestil. Im großen Hauptgebäude befinden sich die Prunkräume, die kaiserlichen Gemächer werden vom Bergfried umschlossen. Der Arkadengang mit seiner darüberliegenden Galerie wurde von Viollet-le-Duc entworfen. Die Steine in der Galerie wurden auf beiden Seiten reich verziert. Auf der einen Seite mit Darstellungen mittelalterlicher Berufe, auf der anderen Seite mit Chimären und Monstern. In der Mitte des Haupthofs steht eine bronzene Reiterstatue Ludwigs von Orléans. Die Salamander, sie als Wasserspeier dienen, sind das Symbol des Herzogs.

   




Die kleine Kapelle ist schlicht und elegant. Die Statue, die einen Pilger auf dem Jakobsweg darstellt, trägt die Züge des Architekten Viollet-le-Duc und wurde 1884 von Hiolin angefertigt.




Der Salle des Preuses, ein symbolträchtiger Teil des Schlosses Pierrefonds, verkörpert mit seiner beeindruckenden Architektur und herrlichen Dekoration den Glanz der Zeit des Zweiten Kaiserreichs. Das Gewölbe trägt die Form eines umgestürzten Bootes. Seine Ausmaße erinnern an einen Ballsaal, doch zu Beginn war er ein Gerichtssaal, der unter dem zweiten Kaiserreich als Empfangsraum und Ballgalerie genutzt wurde.





In der Krypta des Schlosses bietet die Dauerausstellung "Le Bal des Gisants" eine Reise in die seltsame und mysteriöse Atmosphäre des Schlosskellers. Bewegte Lichter, geflüsterte Gedichte, Gemurmel, Geräusche und audiovisuelle Atmosphären tragen dazu bei, etwa hundert liegenden Personen Leben zu verleihen.
Diese von Louis-Philippe in Auftrag gegebene Gipsskulpturen waren ursprünglich für das Nationalmuseum von Versailles bestimmt. Bei den meisten handelt es sich um Kopien liegender und betender Figuren aus der Basilika Saint-Denis.



Nützliche Informationen

Adresse :
Rue Viollet-le-Duc
60350 Pierrefonds

Anreise:
Mit dem Auto aus Richtung Paris die A1 oder die N2 nehmen.
Gratis Parkplätze gibt es in der Rue Sabatier, ca. 10 Minuten vom Schloss entfernt.

Tarife:
Gratis für EU-Bürger bis 26 Jahre und jeden ersten Sonntag des Monats (November bis März).
Normaltarif 9€.
Cité internationale de la langue française & Château de Pierrefonds 15€.
Cité internationale de la langue française, Château de Pierrefonds & Domaine national du château de Coucy 20€.

Internetseite:

https://www.chateau-pierrefonds.fr

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