Brouage - Ein Juwel zwischen Land und Wasser

Brouage ist eine kleine, charmante Gemeinde im Departement Charente-Maritime in der Region Nouvelle-Aquitaine und gehört zu den schönsten Dörfern Frankreichs (Plus beaux villages de France).
Der Ort ist umgeben von Sumpfgebieten, was ihm 2011 das Label "Village de pierres et d'eau" (z. Dt. Dorf aus Stein und Wasser) einbrachte. 13 weitere Gemeinden tragen ebenfalls diese Auszeichnung, da sie alle ein symbolträchtiges Erbe mit bemerkenswerten Gebäuden besitzen. Außerdem gehören das Sumpfgebiet und die Festung Brouage seit 1989 zu den Grands Sites de France.

Brouage liegt in der Nähe der Atlantikküste, zwischen Rochefort und der Île d'Oléron. Zu seiner Gründungszeit war es ein kleines Fischerdorf, das sich später zu einem wichtigen Handelszentrum entwickelte. Zahlreiche Sehenswürdigkeiten zeugen noch heute von seiner Geschichte. Der Geograph und Gründer der Stadt Quebec in Kanada, Samuel Champlain, wurde gegen 1570 in Brouage geboren. Daher kreuzt man in den Straßen den Weg vieler Kanadier, die auf den Spuren ihrer Vorfahren nach Brouage kommen.

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Die Geschichte des Ortes

Heute ist Brouage nicht nur ein malerischer Ort mit vielen kleinen Künstlerboutiquen, sondern auch ein bedeutendes geschichtliches Zentrum. Es war Jacques de Pons, Herr der Burggrafschaft von Hiers, der die Hafenstadt 1555 gründete. Zu dieser Zeit war Brouage noch von Wasser umgeben und die Menschen begannen Salinen anzulegen um Salz, auch als weißes Gold bezeichnet, zu gewinnen. So wurde der Ort schnell zu einem der wichtigsten Salzhandelshäfen in ganz Nordeuropa, insbesondere für die Lagerung und den Export. Die Stadt, die damals den Namen Jacopolis-sur-Brouage trug, war wohlhabend und wurde schnell zu einem strategischen Streitpunkt zwischen den Katholiken und den Protestanten. Unter Heinrich III. wurde er zu einem katholischen Kriegshafen. Der König benannte ihn 1578 in Brouage um und die Stadt konkurrierte mit der Hugenottenfestung in La Rochelle.

Dank seiner strategischen Lage erlebte Brouage seine Blütezeit im 17. Jahrhundert, als die Stadt zu einer Festung und einer königlichen Stadt wurde. Während der Herrschaft Ludwigs XIII. wurde auf Befehl von Kardinal Richelieu, Gouverneur der Stadt ab 1627, eine Zitadelle mit einer 2.500m langen und 8m hohen Stadtmauer inmitten der Sümpfe erbaut. Vervollständigt wurde die Stadtmauer durch 7 Bastionen und 19 Wachtürme.
4.000 Einwohner produzierten Salz oder arbeiteten in dem 1627 vom Kardinal geschaffenen Arsenal, das mit Schmieden, Kasernen, Krankenhaus und Pulvermagazin ausgestattet war. Bis zu 2.000 Soldaten lebten hinter den Festungsmauern, wodurch Brouage als uneinnehmbar galt.
1653 wurde Kardinal Mazarin Gouverneur von Brouage. 1659 wurde der Ort Schauplatz einer unmöglichen Liebe. Der Kardinal verbannte seine Nichte Marie Mancini, die Jugendliebe des jungen Ludwig, in seinen Palast nach Brouage, um sie vom Sonnenkönig fernzuhalten.
Ende des 17. Jahrhunderts wurde ein Teil der Befestigungsanlagen von Sébastien Le Prestre de Vauban, Baumeister Ludwig XIV., umgestaltet. Während der Französischen Revolution diente die Festung als Gefängnis.

Im Laufe der Jahre wurde der Hafen zunehmend durch Sandablagerungen zugespült und Brouage verlor seine Bedeutung als Handelshafen. Heute ist die Gewinnung von Salz der Zucht von Austern gewichen, doch die militärische Bedeutung der Festung ist noch immer in jeder Straße des Ortes spürbar.

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Sehenswürdigkeiten

Brouage ist ein authentisches Dorf, das seinen Charme über die Jahrhunderte hinweg erhalten konnte. Es ist vor allem für seine gut erhaltenen Stadtmauern bekannt, die aus dem 17. Jahrhundert stammen. Ein Spaziergang entlang dieser historischen Mauern ist ein absolutes Muss und die Attraktion des Ortes. Besucher kommen an den historischen Gebäuden, wie den beiden Pulvermagazinen, den Latrinen, der "Halle aux Vivres", dem Eishaus und an zwei unterirdischen Häfen vorbei. In den kleinen unterirdischen Häfen wurden Boote be- und entladen, um den Atlantik zu erreichen.
Entlang der Festungsmauern entdeckt man die Wachtürme und kann auf Bänken den Blick auf die Gemeinde und ihre Sumpfgebiete genießen.

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Eines der herausragendsten Gebäude in Brouage ist die ehemalige Kirche Saint-Pierre 
aus dem Jahr 1608, die im gotischen Stil erbaut wurde. Diese Kirche, die heute als Kulturzentrum dient, ist ein Denkmal für die einstige religiöse Bedeutung des Ortes.
In der Kirche gibt es eine Ausstellung, die die Evangelisierung der Menschen auf dem Territorium Quebecs nachzeichnet, sowie prächtige Buntglasfenster, die Episoden aus der Gründung von Neu-Frankreich nachzeichnen. Auf einem ist die Gründung der Stadt Quebec zu sehen, auf einem anderen die Gründung der Stadt Jacopolis aus dem Jahr 1555. Weitere Fenster zeugen von den Freundschaft zwischen Frankreich und Quebec.
Ihr Gewölbe hat die Form eines umgedrehten Bootsrumpfes.

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Erinnert ihr euch noch an die unmögliche Liebesgeschichte und die Verbannung von Marie Mancini in den Gouverneurspalast?
Den Palast gibt es heute leider nicht mehr zu sehen, aber neben der königlichen Schmiede gibt es noch immer die Treppeüber die die junge Marie die Stadtmauer erklommen hätte, um auf den Ozean zu blicken und im Gedenken an ihre verlorene Liebe zu weinen.

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Die "Halle aux Vivres" diente zur Lagerung von Speisen und Getränken in Fässern, zum Beispiel Wein, Bier, Weizen oder Pökelfleisch. Bis zu 700 Fässer fanden im Erdgeschoss Platz und 300 Tonnen Weizen wurden im Obergeschoss gelagert. Heute ist das Gebäude ein Museum, das sich mit der Geschichte und dem Erbe der Stadt beschäftigt.

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Gleich neben der "Halle aux Vivres" liegt die Küferei. Dieses Gebäude erinnert an eine Bauernscheune und war der erste Speisesaal der Festung. Während der Erweiterung des Walls durch Vauban wurden zwei Drittel abgerissen. Im 18. Jahrhundert wurde das Gebäude renoviert. Für die Reparaturen wurden alte Grabsteine ​​verwendet, die noch heute sichtbar sind. In der Küferei finden seit 2003 Wechselausstellungen zeitgenössischer Künstler statt.

Das Eishaus diente zur Aufbewahrung von Eisblöcken, die im Krankenhaus verwendet wurden, aber auch zum Zubereiten von Nahrungsmitteln und (kaum zu glauben, aber wahr), zur Herstellung von Sorbets.

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Das Pulvermagazin Sankt Lukas wurde 1627 / 1628 auf Befehl von Richelieu erbaut. Es ähnelt dem Pulvermagazin im Château d'Oléron und zeugt von Kraft und Eleganz. 
Das Gebäude diente der Versorgung der königlichen Armee, aber auch dem Pulverhandel mit der Neuen Welt. Hier legten Fregatten an, um ihre Laderäume zu füllen, bevor sie aufs offene Meer hinausfuhren. Der Pulverhandel bescherte Brouage bis zum 18. Jahrhundert einen Teil seines Reichtums.

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Nützliche Informationen

Adresse:
1 rue du Port, Brouage
17320 Marennes-Hiers-Brouage

Tarife:
Alle Parkplätze sind gratis, ebenso der Rundgang auf der Festungsmauer.
Halle aux Vivres: Normaltarif 6€. Kinder (10-17 Jahre) 3€. Familienpass (2 Erwachsene + 3 Kinder) 12€

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