Auvers-sur-Oise liegt im Département Val-d’Oise, am rechten Ufer der Oise und zog mehrere impressionistische Maler an, darunter Vincent Van Gogh (1853-1890), der sich im 19. Jahrhundert hier inspirieren ließen. "Es ist wirklich schön", schrieb der Künstler am 21. Mai 1890 an seinen Bruder Théo. 130 Jahre später bleibt der Eindruck unverändert.
Malerischen Straßen ermöglichen einen Rundgang, der mit Tafeln berühmter Gemälde ausgestattet ist.
Neben Barbizon am Rande des Waldes von Fontainebleau und dem Dorf Giverny in der Normandie ist Auvers-sur-Oise eines der drei wichtigsten Dörfer in der Geschichte der Malerei des 19. Jahrhunderts in der Nähe von Paris.
Vor Van Gogh ließ sich schon Charles-François Daubigny (1817-1878), einer der Vorläufer des Impressionismus, in den 1860er Jahren als erster in dieser Gemeinde nieder. Vincent Van Gogh verbrachte dort nur die letzten zwei Monate seines Lebens im Jahr 1890. Er reiste auf Einladung von Doktor Paul Gachet an, um sich einer Therapie zu unterziehen. Doch in dieser kurzen Zeit malte er hier fast 80 Gemälde, darunter die berühmten Meisterwerke „Das Porträt des Doktor Gachet“ und „Die Kirche von Auvers-sur-Oise“.
Seine Erinnerung bleibt stark mit dem Ort verbunden, wo er zusammen mit seinem Bruder begraben liegt. Der Mythos des niederländischen Künstlers umgibt noch immer die Stadt.
Geschichte der Stadt
Der Ort verdankt seinen internationalen Ruhm den Landschaftsmalern und insbesondere den Impressionisten Charles-François Daubigny, Camille Corot (1796-1875), Camille Pissarro (1830-1903), Paul Cézanne (1839-1906) und Vincent van Gogh, die sich hier inspirieren ließen. Die meisten der von ihnen verewigten Stätten sind dort zu finden.
Erste Erwähnungen von Auvers-sur-Oise wurden in einer Urkunde vom Anfang des 9. Jahrhunderts gemacht. Die Ländereien waren in Besitz der Mönche und des Abts Hilduin, bevor sie in den Besitz der Grafen des Vexin übergingen. Der König von Frankreich Philippe I. erbte diese Ende des 11. Jahrhunderts.
Im 12. Jahrhundert schenkte Ludwig VI. (genannt der Dicke), die Kirche in Auvers der Abtei Saint-Vincent de Senlis, die sie bis 1790 behielt. Nach dem Tod des Königs im Jahr 1137 zog sich seine Witwe Adelheid von Savoyen nach Auvers in das königliche Herrenhaus hinter der Kirche zurück.
Während des Hundertjährigen Krieges (1337-1453) wurde die befestigte Burg auf Befehl von Gasce de Bonconvilliers, dem Militärgouverneur von Pontoise, zerstört, damit der Feind hier keine Zuflucht finden konnte. Die Bewohner flohen nach Pontoise oder L'Isle-Adam. 1356 trafen die Engländer in Auvers ein, die dann das ganze Land plünderten.
Ein Jahrhundert später wurde das Dorf von den Religionskriegen (1562-1598) heimgesucht. Pontoise unterstützte die Heilige Liga, während die Hugenotten unter der Führung von König Heinrich III. und Heinrich von Navarra die Stadt 1589 belagerten. Begleitet wurden sie von deutschen Söldnern, die die gesamte Region verwüsteten. In den folgenden Jahren erlitt die Bevölkerung Plünderungen, und mehrere Naturkatastrophen, darunter eine verheerende Überschwemmung im Oktober 1564, eine Epidemie im Jahr 1583 und ein Hagelsturm am 11. Juni 1593.
Im Frühjahr 1637 fielen viele Menschen der Pest zum Opfer, ebenso ein Jahr später, als Pontoise von der großen Pest heimgesucht wurde.
Im 18. Jahrhundert wollte der Prinz von Conti die Ländereien kaufen, um Auvers zu zerstören, da der Ort in seinem Jagdgebiet zwischen Pontoise und L'Isle-Adam lag. Er drängte den König und erhielt 1743 die Konzession für die Jagd als Schutzmaßnahme, da die Region eine Wildtierplage erlebte. Doch er starb 1776, bevor der Kaufvertrag unterschrieben wurde. Es war sein Sohn Louis-François-Joseph de Bourbon-Conti, der die Ländereien vier Jahre lang behielt. Im Oktober 1783 übergab er die Herrschaften an Monsieur, den Bruder von Ludwig XVI. und späteren Ludwig XVIII (1755-1824).
Die große Cholera-Epidemie, die 1832 in Paris wütete, brach auch in Auvers aus und kehrte 1849 und 1854 zurück.
Im Jahr 1843 erhielt die Stadt den Namen Auvers-sur-Oise.
Sehenswürdigkeiten
Sobald man den Bahnhof verlässt, tritt man in die Fußstapfen von Vincent Van Gogh und eine Zeitreise beginnt im "Garten von Daubigny", der den Namen eines seiner Gemälde trägt. Gleich nebenan im Park Van Gogh, richtet der Schöpfer der "Sternennacht" mit seiner Staffelei auf dem Rücken, den Blick zum Horizont. Bereit für seinen nächsten Ausflug.
Die Statue wurde 1961 eingeweiht und ist ein Werk des russisch-französischen Bildhauers Ossip Zadkine.
Auf einem kleinen Hügel thront die Kirche Notre-Dame de l'Assomption, ein romanisch-gotisches Gebäude, das durch das ausgestellte Gemälde im Musée d'Orsay weltberühmt ist.
Sie ist wohl zu Recht das wichtigste Denkmal in Auvers-sur-Oise und stammt aus dem 12. und 13. Jahrhundert. Die Kirche ist mit ihrem viereckigen Glockenturm typisch für das französische Vexin.
Auf der Nordseite befindet sich ein alter herrschaftlicher Bauernhof, in dem 1137 Königin Adelheid von Savoyen, Witwe von König Ludwig VI., residierte. Auf der Südseite, unterhalb der Terrasse, ist eine Büste des Bildhauers Fagel zu sehen, die Daubigny verewigt.
Ein kleiner, steiler Weg führt durch das Dorf zum städtischen Friedhof, der an dem Feld liegt, auf dem Vincent Van Gogh das Bild „Weizenfeld mit Krähen“ malte und an dem er sich am 27. Juli 1890 durch einen Schuss in die Brust das Leben nehmen wollte.
Die Gräber von Vincent und Théo Van Gogh (links vom Eingang) sind von üppigem Efeu bedeckt und befinden sich entlang der Mauer, die den Friedhof umgibt. Im Laufe der Jahre hat sich der Friedhof zu einem Wallfahrtsort für Kunstliebhaber entwickelt und zieht jedes Jahr fast 200.000 Besucher an.
Vincent Van Gogh starb am 29. Juli 1890 in seinem Zimmer in der Auberge Ravoux, im Beisein seines treuen Freundes Dr. Gachet, der nichts tun konnte, um ihn zu retten.
Théo, sein Bruder und Vertrauter, starb nur sechs Monate später, am 25. Januar 1891 in einer Heilanstalt in Utrecht an Syphilis. Seine sterblichen Überreste wurden 1914, auf Wunsch seiner Witwe, vom Friedhof in Utrecht zu denen seines Bruders in Auvers-sur-Oise überführt. Es war der Sohn des Arztes, Paul Gachet (1873-1965), der das Efeu aus dem Familiengarten als Symbol der Freundschaft pflanzte und das Grab pflegte.
Auch andere weniger bekannte Maler sind auf dem Auvers-Friedhof begraben:
- Léonide Bourges (1838-1910): Malerin, Schülerin von Daubigny
- Hyacinthe-Eugène Meunier, genannt Eugène Murer (1841-1906): Modell von Renoir, dann Maler
- Émile Boggio (1857-1920): Maler des Postimpressionismus
- sowie Madame Chevalier, Haushälterin und Köchin der Familie von Dr. Gachet
Vom Hügel mit Blick auf das Tal der Oise weicht das Treiben der Stadt der Ruhe der Felder. Man erhält den Eindruck, dass man hier an der Seite des Künstlers steht und die Landschaft genießt.
Die Dekoration der Werkstatt von Corot wurde auf Pappe entworfen und wird heute im Baltimore Museum aufbewahrt.
Im gepflegten Blumengarten kann man das Atelierboot sehen, das Daubigny benutzte, um vom Flusslauf der Oise aus zu malen.
Die Besitzer sind noch immer Nachkommen des Malers. Leider sind Fotos hier verboten.
1987 wurde es vom Generalrat des Val d'Oise erworben und öffnete 1994 seine Türen für Besucher. Seit 2017 bietet das nach dem neuesten Stand der Technik umgestaltete Schloss einen immersiven Multimedia-Parcours „Vision impressionniste, naissance et descendance“ (Impressionistische Vision, Geburt und Nachkommenschaft).
Der Blick auf die Stadt, das Oise-Tal bis hin zum Wald von Isle-Adam bleibt eines der schönsten Panoramen der Region.
Im Jahr 1872 kaufte Paul Gachet, Freund des impressionistischen Malers und selbst Hobbymaler, das Haus (Maison du Docteur Gachet).
Dieses hohe, weiße Bauwerk wurde vom Conseil Général des Val-d'Oise 1996 aufgekauft und 2003, im Jahr des 150. Geburtstages von Vincent van Gogh, für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das Kulturministerium verlieh dem Ort 2017 das Label „maison des illustres“ (Haus der Dichter und Denker).
Heute ist es in erster Linie ein Ort der Erinnerung an Auvers-sur-Oise, der wechselnde Ausstellungen zeigt.
Wieder zurück zur Rue d'Aubigny, vorbei am Musée d'Aubigny bis zur Auberge Ravaux, auch "Maison de Van Gogh" genannt, begleitet uns der Maler zu seinem letzten Zuhause. Der berühmte Maler verbrachte in einem der bescheidenen Dachzimmer (Nr. 5) die letzten zwei Monate seines Lebens. Vincent ließ sich nach seinem einjährigen Aufenthalt in Arles und seiner anschließenden Internierung in Saint-Rémy-de-Provence hier nieder und führte eine intensive künstlerische Tätigkeit aus. Nach seinem letzten Gemälde "Wurzeln der Bäume", schoss sich der Künstler in die Brust. Am 29. Juli 1890, umgeben von Doktor Gachet und seinem Bruder Théo, verstarb Van Gogh. Aus Aberglauben wurde das Zimmer nach seinem Tod nie wieder vermietet und blieb so, wie es war. Es ist das einzige noch existierende Haus, in dem Van Gogh wohnte.
Im Obergeschoss kann man das winzige, karge Zimmer von Van Gogh entdecken. Dies ist ein bewegender Besuch mit audio-visueller Präsentation. Fotografieren ist hier nicht gestattet!
Während des gesamten Spaziergangs sieht man schöne Gebäude, die von gepflegten Gärten begleitet werden, sowie Infotafeln mit verschiedenen Gemälden des Künstlers. Manche Briefkästen sind übrigens echte Kunstwerke.