Die Burgruine in Coucy le Château Auffrique

Die riesige Burgruine in Coucy le Château Auffrique, nördlich von Soissons im Departement Aisne und auf einem Felsvorsprung gelegen, war im Mittelalter eine der bedeutendsten Burgen Europas. Sie ist das Erbe der Enguerrand-Dynastie, mit ihren mehr als 2.000m Stadtmauern und 33 Türmen. Damit war die Burg in Coucy bei weitem größer als der Louvre. Große Teile der Festung wurden während des ersten Weltkriegs 1917 zerstört. Die Ruine wird heute vom CMN (Centre des Monuments Nationaux) verwaltet.

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Geschichte der Burg

Erste Aufzeichnungen einer Burg in Coucy stammen aus dem Jahr 920. Es war der Bischof von Reims, Hervé, der hier einen einfachen Hügel und eine kleine Burg errichten ließ. 
Im Jahr 1050 war es Aubry, Herr von Coucy, der diese Festung eroberte und die Familie wurde zu "den Vätern von Coucy". 

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Gegen 1220 ließ Enguerrand III, bekannt als Krieger während den Feldzügen gegen die Katharer, den 54m hohen und 31m breiten Bergfried errichten (der höchste Europas!), dessen Ruinen noch heute sichtbar sind. Ebenso ließ er einen Befestigungsgürtel mit 33 Türmen und drei Toren, darunter die Porte de Laon, um die Stadt herum bauen. Er teilte das Gelände in drei Teile, die Stadt, den Unterhof und den Oberhof, um so drei aufeinanderfolgende Verteidigungsanlagen zu schaffen. Die strategische Lage der Burg auf einem Felsvorsprung, der das Ailette-Tal überragt, war schwer zugänglich und feindliche Truppen waren schon von Weitem sichtbar.

« Je ne suis Sire, ne Roy, ne Duc ne Comte aussy. Je suis le Sire de Coucy. »
— Enguerrand III de Coucy (1182-1242)

"Mein Herr, ich bin weder König, noch Herzog, noch Graf. Ich bin der Herr von Coucy."
frei von mir übersetzt

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Wie jeder große Herrscher seiner Zeit versuchte Enguerrand III., Cousin von König Philipp II. August, mit den Königen von Frankreich zu konkurrieren, indem er seine Abstammung hervorheben wollte. Dies brachte ihm einige Probleme mit König Ludwig IX. und seiner Mutter Blanka von Kastilien ein.

Um 1380 verschönerte Enguerrand VII. die Festung mit Elementen der gotischen Architektur. Er starb ohne männliche Nachkommen. Dies war das Ende der Coucy-Dynastie, die vom 11. bis 14. Jahrhundert über die Festung herrschte.
Im Jahr 1400 verkaufte Enguerrands Tochter das Schloss an Ludwig von Orléans, Sohn von König Karl V. Dieser wollte die Verteidigung seiner Grafschaft Valois verbessern.

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Die Burg wurde 1498 während der Herrschaft Ludwigs XII. der Königskrone angegliedert.

Während der Aufstände und Bürgerkriege (Fonde) zwischen 1648-1653, weigerten sich die Bürger von Coucy, sich König Ludwig XIV. zu unterwerfen. Dieser ordnete den Abbau und die Zerstörung der Burg an, was unter der Aufsicht von Mazarin 1652 stattfand.

Während der französischen Revolution wurde die verlassene und teilweise abgerissene Festung als Staatseigentum verkauft. Danach nutzte man sie als Steinbruch.

Im 19. Jahrhundert sicherten mehrere Architekten die Ruinen. Unter ihnen befand sich Viollet-le-Duc, der hier parallel zum Pierrefonds-Restaurierungsprojekt arbeitete. Dieser sagte beim Anblick der Mauern und Türme:

« Auprès de ce géant, les plus grosses tours connues, soit en France, soit en Italie ou en Allemagne, ne sont que des fuseaux ! ».

"Im Vergleich zu diesem Riesen sind die größten bekannten Türme, egal ob in Frankreich, Italien oder Deutschland, nur Geländerstäbe".
frei von mir übersetzt

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Während des 1. Weltkriegs befand sich Coucy-le-Château direkt an der Front und war drei Jahre lang von der deutschen Armee besetzt. Im März 1917 wurde beim Rückzug auf die Hindenburg-Linie die Anlage zerstört. Weite Teile der Burg wurden gesprengt und der Bergfried wurde stark beschädigt.

Auch heute noch finden archäologische Grabungen innerhalb der Stadtmauern statt. So hat man 2018 neue Räume entdeckt, darunter die nördlich gelegene Küche von Louis d'Orléans, die noch größtenteils gut erhalten ist. Der zentrale Kamin ist umgeben von acht Säulen.

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Von der Terrasse der ehemaligen Burganlage hat man einen herrlichen Blick auf die Umgebung.

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Von der Burg aus kann man eine Spaziergang in Coucy le Château Auffrique bis zum Canon de Coucy machen. Dies war eine Kanone, die die Deutschen während des 1. Weltkriegs in einer kleinen Waldanlage unbeobachtet aufgebaut haben. 750kg schwere Granaten konnten damit bis zu 40km weit geschossen werden. So wurde zum Beispiel  am 14 Juni 1915 eine Granate auf Compiègne losgelassen, die das Stadtzentrum und den Palast traf. Erst 4 Tage später entdeckte ein französischer Pilot die Kanone von Coucy.
Heute ist nur noch das Betonfundament der Anlage sichtbar.

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Plan des Rundgangs (auf französisch) 3,7km


Nützliche Informationen

Adresse:
Domaine national du château de Coucy
Rue du château
02380 Coucy le Château Auffrique

Anreise:
Von Reims oder Compiègne die N31 in Richtung Soissons, dann D1 in Richtung Saint-Quentin und D5 nach Coucy le Château Auffrique.
Parkplätze findet man überall im Ort. Einen großen Parkplatz gibt es am Rathaus.

Tarife:
Gratis für EU-Bürger bis 26 Jahre und jeden ersten Sonntag des Monats (November bis März).
Normaltarif 7€.
Domaine national du château de Coucy, Cité internationale de la langue française & Château de Pierrefonds 20€

Internetseite:

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