Château de Montal – Die elegante Renaissance-Festung der Dordogne

Im malerischen Département Lot und dem „Land der vier Flüsse“, nur wenige Kilometer von Autoire, einem der schönsten Dorfer Frankreichs entfernt, erhebt sich das elegante Château de Montal. Mit seinen runden Türmen, den filigranen Ornamenten und den kunstvollen Fassaden ist es eines der herausragendsten Beispiele für die Renaissance-Architektur in Südwestfrankreich.
Schon 1934 wurde das Château de Montal als Monument Historique klassifiziert, wird seit 2006 vom Centre des Monuments Nationaux verwaltet und ist heute eines der bedeutendsten Kulturdenkmäler in der Region.

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Vom Wehrbau zur Renaissance-Pracht

Bevor das Schloss seinen heutigen Namen annahm, war das Gelände nicht immer als „Montal“ bekannt. Ursprünglich bestand die Umgebung aus den zwei Herrschaftsgebieten, Saint-Jean und Saint-Pierre, die in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts miteinander vereint wurden und an die Bonafos übergingen. Im Laufe des 15. Jahrhunderts ging der Besitz an die Familie Miers, die das „Repaire de Saint-Pierre“ (befestigtes Haus) bewohnte. Das einzige verbliebene Relikt dieser frühen Zeit ist eine einzelne Fensteröffnung auf der nordwestlichen Fassade des Schlosses.

Im Jahr 1494 erwarb Robert de Balsac das Anwesen, als er Antoinette de Castelnau-Caylus, eine Erbin aus einer bedeutenden Adelsfamilie heiratete, die das nahegelegene Château de Castelnau-Bretenoux besaß.

Robert de Balsac war ein angesehener Adliger, der als Herr vonEntragues, Kammerherr von Ludwig XI. und Seneschall von Agenais bekannt war. Im Jahr 1495 begleitete er den französischen König Karl VIII. nach Italien, wo er zum Gouverneur von Pisa ernannt wurde. Diese politischen und militärischen Verbindungen prägten nicht nur sein Leben, sondern auch das Anwesen, das er seiner Frau vererbte.

Der eigentliche Umbau des Château de Montal in ein Renaissance-Schloss begann jedoch unter der Leitung seiner Tochter, Jeanne de Balsac d'Entraygues, die 1496 Amaury II. de Montal, den Seigneur von Laroquebrou im Cantal (Auvergne) heiratete und dessen Name schließlich mit dem Schloss in Verbindung bleiben sollte. Nach dem Tod ihres Mannes Amaury im Jahr 1510 und dem tragischen Verlust ihres ältesten Sohnes Robert im Jahr 1523 machte es sich Jeanne zur Aufgabe, das alte, mittelalterliche Gebäude zwischen 1519 und 1534 in einen Renaissancepalast zu verwandeln.

Ihre Entschlossenheit, das Familienerbe zu bewahren und zu vergrößern, spiegelt sich in den zahlreichen Skulpturen und dekorativen Elementen wider, die sie in das Schloss integrierte. Auf den Fassaden des Innenhofes sind sieben Büsten ihrer Familie zu sehen, darunter ihr verstorbener Mann Amaury, Jeanne selbst, ihr Sohn Robert, ihre jüngster Sohn Dordet, ihre Eltern Robert de Balsac und Antoinette de Castelnau, sowie einer ihrer Cousins, Dordet de Béduer.

Besonders markant ist das Wappen mit der Inschrift „Plus d’espoir“, die vielleicht eine doppelte Bedeutung hat... „Kein Hoffnung mehr“, das auf den Verlust ihres geliebten Sohnes hinweist und tief mit ihrer persönlichen Trauer verbunden ist, oder „Mehr Hoffnung“.

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Vom Glanz zur Vergessenheit

Nach dem Ende des 16. Jahrhunderts ging das Château de Montal in den Besitz der Familie de Pérusse d'Escars über, die jedoch nur für kurze Zeit dort residierte. Im Laufe des 17. Jahrhunderts verlor das Schloss zunehmend an Bedeutung, wurde nur noch sporadisch genutzt und fiel schließlich im Jahr 1771 an die Familie Plas de Tannes, die dort ein luxuriöses Leben führte.

Die eigentliche Blütezeit von Montal war jedoch längst vorbei. Mit der Französischen Revolution und den damit verbundenen gesellschaftlichen und politischen Umwälzungen begann eine lange Phase des Verfalls. Die prachtvollen Räume des Schlosses blieben leer, und das Gebäude selbst verfiel zunehmend. Montal wurde umfunktioniert, zunächst als Bauernhof und später als Gasthaus, wobei viele der ursprünglichen Schmuckelemente und die historische Architektur stark in Mitleidenschaft gezogen wurden.

Im Jahr 1879 geriet das Schloss in den Fokus des Spekulanten Macaire du Verdier, der das Anwesen erwarb, um die wertvoll geschnitzten Dekorationen gewinnbringend zu verkaufen. Diese einzigartigen Skulpturen und Verzierungen wurden sorgfältig entfernt und nach Paris transportiert. Über die Jahre hinweg und durch zwei Auktionen in den Jahren 1881 und 1903 wurden sie in Museen und privaten Sammlungen in Frankreich und im Ausland verteilt, was den Verlust eines wichtigen Teils der Geschichte von Montal bedeutete.

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Eine Rettung für die Ewigkeit

Im frühen 20. Jahrhundert wurde das Schloss vom erfolgreichen Industriellen und großen Förderer der Künste, Maurice Fenaille gerettet, der es 1908 erwarb und innerhalb von nur fünf Jahren restaurieren ließ. Während der Restaurierung wurden viele der ursprünglichen Dekorationen wiedergefunden und fehlende Teile durch Nachbildungen in den berühmten Ateliers von Rodin rekonstruiert. Gegen Zahlung einer Entschädigung überließ das Kensington-Museum ein Dachfenster, während das Museum in Lyon die Büste von Robert de Balzac zurückgab und das Museum in Berlin die von Jeanne de Balzac.
Fenaille stellte sicher, dass das Schloss in seiner historischen Form und seinem kulturellen Reichtum erhalten blieb, und brachte das Château so wieder zu seiner einstigen Pracht.

Nach Abschluss der Arbeiten 1913, die eine gewaltige Anstrengung an Zeit und Ressourcen darstellten, schenkte Fenaille das Schloss offiziell dem französischen Staat. Diese Großzügigkeit sicherte Montal eine dauerhafte Zukunft und stellte sicher, dass das Erbe des Schlosses auch für kommende Generationen bewahrt wurde.
Maurice Fenaille und seine Familie behielten das Nutzungsrecht und verbrachten ihre Sommer in der prächtigen Residenz.

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Die Mona Lisa im Château de Montal

Während des Zweiten Weltkriegs fand eines der berühmtesten Kunstwerke der Welt, die Mona Lisa, eine unerwartete und sicher geglaubte Zuflucht im Château de Montal. Im Jahr 1940, als die Gefahr eines deutschen Übergriffs auf Paris immer größer wurde, trafen die französischen Behörden die Entscheidung das berühmte Gemälde von Leonardo da Vinci aus dem Louvre zu entfernen und an einen sicheren Ort zu bringen. So gelangte die Mona Lisa im Oktober 1940 nach Montal, wo sie für mehrere Jahre im Schloss versteckt aufbewahrt wurde.

Als insgesamt 1 300 wertvollen Kunstwerke nach Montal verlagert wurden, zogen auch die Wächter des berühmten Pariser Museums samt ihren Familien in die Umgebung des Schlosses. Unter der Leitung von René Huyghes, dem verantwortlichen Kurator, wurde eine Gruppe von Wächtern eingestellt, darunter mehrere Elsässer und Lothringer, Deserteure der deutschen Wehrmacht. Um sie vor den deutschen Besatzungstruppen zu schützen, gab Huyghes ihnen falsche Identitäten und ermöglichte ihnen, im Château de Montal unterzutauchen.

Das Schloss, das sich in den Hügeln des Lot versteckt und nahe an einer Quelle liegt, bot in dieser turbulenten Zeit den nötigen Schutz vor den politischen Wirren.
Erst nach Kriegsende 1945 wurde das Gemälde wieder zurück nach Paris gebracht.

Weitere Gemälde und Kunstwerke aus Paris, die während der Kriegsjahre ausgelagert wurden, fanden Schutz in verschiedenen abgelegenen Orten in Frankreich, darunter im Château de Castelnau-Bretenoux, wo Manuskripte und Medaillen der Nationalbibliothek versteckt wurden.

Heute erinnert das Château de Montal mit einer Dauerausstellung an dieses außergewöhnliche Kapitel der Kunstgeschichte, das für immer mit dem Schloss verbunden bleibt.


Nützliche Informationen

Adresse:
Château de Montal
307 allée Jeanne de Balzac
46400 Saint-Jean-Lespinasse

Anreise:
Bahnhof Bretenoux-Biars
Kostenloser Parkplatz in der Nähe des Schlosses.

Tarife:
Gratis für EU-Bürger bis 25 Jahre oder mit der Karte "Passion Monuments".
Normaltarif 9€.
Kombiticket für das Schloss Montal und das Schloss Castelnau-Bretenoux 14€.
Besucher des Schlosses Turenne (Eintrittskarte zum Vollpreis) 7,50€.

Internetseite:

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