Gustave Eiffel - Sein wahrer Name und seine Werke

"Je vais être jaloux de cette tour. Elle est plus célèbre que moi."
"Ich werde auf diesen Turm neidisch sein. Er ist berühmter als ich."
Gustave Eiffel


Heute vor 100 Jahren verstarb der renommierte französische Ingenieur Gustave Eiffel, Vater des weltberühmten Wahrzeichens von Paris. Doch wisst ihr, dass Herr Eiffel eigentlich einen ganz anderen Namen trug? Warum änderte er seinen Nachnamen? Warum "Eiffel"?

Im Juli 1870 erklärte der französische Kaiser Napoleon III. dem preußischen Königreich den Krieg, der fast ein Jahr dauern solle. Während dieser Zeit musste sich Gustave Eiffel häufig rechtfertigen, da er einen Nachnamen deutschen Ursprungs trug, den er bis 1881 behielt.

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Gustave Eiffel, aufgenommen zwischen 1883 /1890 von Alphonse Liebert


Seine Jungendjahre

Gustave Alexandre Bonickhausen, genannt Eiffel wurde am 15. Dezember 1832 in Dijon, Frankreich geboren. Seine Vorfahren stammten ursprünglich aus Marmagen in der Eifel, die zu diesem Zeitpunkt noch mit  "ff" geschrieben wurde. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts ließ sich sein rheinländischer Ahne Wilhelm Heinrich Johann (auf französisch Jean René) Bönickhausen als Polsterer in Paris nieder. Aus Integrationsgründen fügte er den Anhang "genannt Eiffel" hinzu. Dieser Name war auch viel einfacher für die Franzosen auszusprechen. Die folgenden drei Generationen behielten den Familiennamen Bönickhausen genannt Eiffel.
Gustaves Vater, François Alexandre, wollte mehr als nur ein Handwerker sein und trat 1811 im Alter von 16 Jahren in die napoleonische Armee ein. Er nahm an drei italienischen Feldzügen unter dem Befehl von Eugène de Beauharnais - Adoptivsohn des Kaisers - teil, bevor er Sekretär der Militärverwaltung in Dijon wurde, wo er 1824 seine zukünftige Frau, Catherine Moneuse traf und heiratete. Diese war eine kluge Geschäftsfrau, die den Laden ihres Vaters erbte und zusätzlich im Kohlehandel tätig war, der durch eine neue Handelsroute, dem Burgund-Kanal, florierte.  

Da Gustaves Eltern beide sehr viel arbeiteten, wuchs der Junge bei seiner Großmutter mütterlicherseits auf. Nach seinem Abitur 1850 verließ er Dijon, um die Elitehochschule Ecole Polytechnique im Paris zu besuchen, doch er scheiterte an der mündlichen Prüfung und integrierte die École Centrale des Arts et Manufactures. Seine Spezialität war Chemie, da er die Fabrik seines Onkels übernehmen wollte. Wegen Familienstreitigkeiten wechselte er zur Metallurgie und lernte 1856 durch seine Mutter den Pariser Unternehmer Charles Nepveu kennen. Der junge Ingenieur konnte sein Wissen beim Stahlbau unter Beweis stellen und Nepveu vermittelte Gustave an die Compagnie des chemins de fer de l'Ouest, eine französische Eisenbahngesellschaft, die von 1855 bis 1909 existierte.


Erste Erfolge

Sein erstes großes Werk war die Eisenbahnbrücke Saint-Jean in Bordeaux, ein 510m langer Bau, der den breiten Fluss Garonne überspannt. Im Alter von nur 25 Jahren hatte er die Leitung des Projekts. Er war bekannt für seine innovativen Konstruktionsmethoden und seine Fähigkeit, komplexe technische Probleme zu lösen. Seine Bauwerke waren stabil, feuerfest und trotzten dem Wind. Weitere Erfolge sollten in Zusammenarbeit mit verschiedenen Bauunternehmen folgen.

1866 gründete er sein eigenes Unternehmen in Levallois-Perret, das sich schnell einen Namen in der Branche machte. Er spezialisierte sich auf den Metallbau und beteiligte sich an vielen Großprojekten, wie dem Bau von Brücken, Bahnhöfen und Viadukten. Anschließend erfand er tragbare Brücken, die in Bausätzen in die ganze Welt geliefert wurden.

Sein internationaler Durchbruch gelang ihm 1877 mit dem Bau der Maria-Pia-Brücke in Porto, Portugal. Es war sein gewagtestes Projekt, aber zugleich auch das billigste.

Bereits 1880 beschlossen die Veranstalter der Weltausstellung einen Metallturm zu präsentieren. Es war Eiffels Unternehmen, dass den Wettbewerb gewann. Gustave war von diesem Projekt nicht begeistert und wollte den Turm gar nicht bauen. Es waren seine Kollegen Maurice Koechlin und Émile Nouguier, die ihm 1884 ihre ersten Pläne eines Metallturms vorlegten und ihn überzeugten, den Auftrag anzunehmen. Der Bau des 300m hohen Eiffelturms begann 1887 für die Weltausstellung 1889, anlässlich des 100. Jahrestages der Französischen Revolution, in Paris. Der Turm, der ursprünglich als temporäre Struktur geplant war und von vielen Menschen kritisiert wurde, sollte bald darauf zum Symbol der Stadt werden. Er ist bis heute eines der bekanntesten Bauwerke der Welt.

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Der Eiffelturm am 14. Juli 1888


Doch neben dem Eiffelturm ist der Ingenieur auch dafür bekannt, viele andere wichtige Projekte auf der ganzen Welt ausgeführt zu haben, wie zum Beispiel das Garabit-Viadukt in der Auvergne (ein Weltrekord mit seiner Spannweite von 165m), die Metallstruktur der Freiheitsstatue in New York, der Westbahnhof in Budapest, die Basílica de San Sebastián in Manila (Philippinen) oder die Kuppel der Basilika Sacré-Cœur in Paris.


Ende einer Karriere

Während sich in Paris der Eiffelturm Stück für Stück dem Himmel entgegen ragte, akzeptierte Gustave Eiffel den Bau der Schleusen des Panamakanals. Doch 1893 geriet das Bauunternehmen in einen Finanzskandal und es ging um Korruption. Der Ingenieur soll sich an dem Projekt bereichert haben. Eiffel wurde strafrechtlich verfolgt, zu zwei Jahren Haft und einer Geldstraft von 20 000 Franken verurteilt. Das Urteil wurde zwar später aufgehoben, doch der Prozess schadete seinem Ruf. Daraufhin zog sich Gustave Eiffel aus dem Geschäft zurück und widmete sich seinen wissenschaftlichen Arbeiten, der Meteorologie und der Aerodynamik. 1898 installierte er auf der Spitze des Eiffelturms ein Wetterlabor und drei Jahre später eine Funkantenne. Im ersten Weltkrieg spielte die Antenne eine wichtige Rolle, um deutsche Angriffe auf die Marne zu vereiteln und die niederländische Spionin Mata Hari, die für den deutschen Nachrichtendienst tätig war, zu enttarnen.
Gustave Eiffel starb am 27. Dezember 1923 in seiner Villa, Rue Rabelais in Paris. Er wurde 91 Jahre alt. Er hinterließ der Nachwelt mehr als 500 Werke in 30 Ländern und auf den fünf Kontinenten.


Wie es zur Namensänderung kam

Auf der Geburtsurkunde von Gustave Alexandre Bonickhausen dit Eiffel (ohne Umlaut, da es diesen im Französischen nicht gibt) steht ein Vermerk aus dem Jahr 1880 vom Gericht in Dijon, dass der Ingenieur um eine Namensverkürzung bat.
Am 30. Oktober 1878 adressierte Gustave einen Brief an den französischen Justizminister, mit der Bitte, seinen Nachnamen lediglich in Eiffel ändern zu dürfen.

(...)
Das wirkliche Interesse, das Ihnen entscheidend erscheinen wird Herr Minister ist, dass dieser Name Bonickausen einen deutschen Klang hat, der Zweifel an meiner französischen Staatsangehörigkeit weckt, und dieser einfache Zweifel wird mir persönlich, oder kommerziell den größten Schaden zufügen.

Seit dem letzten Krieg, diesen schmerzlichen Ereignissen von 1870-1871, entstandenen Gefühle der Antipathie gegen die Deutschen, was zur Folge hat, dass Ausländer dieser Nationalität unter Verdacht stehen; so sehr, dass Menschen zögern, einem Deutschen Arbeit anzuvertrauen oder Aufträge zu erteilen.
(...)

Quelle: https://passerelles.essentiels.bnf.fr/fr/extrait/d078bcce-cf45-45b0-af93-b6942bc811d8-quand-gustave-ne-sappelait-pas-eiffel
(frei von mir übersetzt)


Doch auch die Namensänderung hinderte Menschen nicht daran, Eiffels Werk zu kritisieren. So schrieben Werbefachleute noch vor dem Bau des Eiffelturms: "Er ist monströs, weil er einem deutsch-jüdischen Gehirn entstammt und daher antifranzösisch ist.“ Die Zeitung Le Temps rief zum „Künstlerprotest gegen den Eiffelturm", an dem mehrere bekannte Autoren und Künstler, darunter Emile Zola, Alexandre Dumas (Sohn) oder auch Guy de Maupassant teilnahmen.

In einem offenen Brief, datiert vom  07. Juli 1886, rechtfertigte sich Gustave Eiffel: "Ich bin weder Jude noch Deutscher. Ich wurde in Frankreich, in Dijon, geboren. Von französischen und katholischen Eltern."

Schon lange vor diesen Anschuldigungen verspürte Gustave den Wunsch nach einer Namensänderung. Als er 1857 nach Bordeaux ging, unterschrieb er seine Verträge ausschließlich mit dem Namen Eiffel.
Eigentlich wollte er sich in Bordeaux sesshaft machen, doch sein germanischer Familienname führte zum Scheitern mehrerer Ehepläne. In einem Brief bat er seine Eltern um Hilfe, eine Verlobte zu finden und Eiffel kehrte nach Dijon zurück, wo er im Juli 1862 Marie ("Marguerite") Gaudelet heiratete.

1875 wurde er als "Spion im Auftrag Bismarcks" bezeichnet, der seine deutsche Herkunft unter einem falschen Namen verberge. Der Autor des Flugblatts war ein ehemaliger Mitarbeiter des Unternehmens Eiffel.


Auf den Spuren von Gustave Eiffel

Seit der Veröffentlichung des Films "Eiffel" von Martin Bourboulon im Jahr 2021, hat das Pariser Fremdenverkehrsbüro einen Rundgang der Bauprojekte und Drehorte zusammengestellt. Die Tour führt vorbei am Kaufhaus Printemps Haussmann, an der Brasserie im Retro-Stil "Le Shak" und an der Hängebrücke in Buttes-Chaumont, die alle von Eiffel geschaffen wurden. 

Einige Drehorte des Films sind die Gärten des Petit Palais, der Parc Monceau, das Hôtel de la Païva oder auch die Firma Christofle in Saint-Denis, die als Kulisse des Unternehmens diente.

Der Rundgang endet natürlich auf dem Champs de Mars und einem Blick auf den Eiffelturm.


Seine Nachfahren haben eine Internetseite über sein Leben und seine Werke ins Leben gerufen.

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Quelle der Bilder:

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