Die "Cité internationale de la langue française" ist ein faszinierender Ort, der der französischen Sprache und allen französischsprachigen Kulturen gewidmet ist. Sie ist im Herzen des Château de Villers-Cotterêts (Aisne) untergebracht und wird vom Centre des Monuments Nationaux verwaltet. Eröffnet wurde sie am 30. Oktober 2023 vom Präsidenten Emmanuel Macron und einen Tag später wurde sie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Das Ziel dieser Einrichtung ist es, die französische Sprache mit all ihrer Vielfalt und ihrem Reichtum an Ausdrucksmöglichkeiten den Besuchern zu präsentieren. Sie richtet sich sowohl an jüngere Generationen, Ausländer, aber auch Muttersprachler, die mehr über die Herkunft und Entstehung der Sprache erfahren wollen. Dies alles findet auch interaktive Weise statt, die auch die jüngsten Besucher begeistert.
Die königliche Residenz des Schlosses in Villers-Coterêts
Die Geschichte des Schlosses in Villers-Cotterêts
Das majestätische Schloss in Villers-Cotterêts, weniger als 50 Minuten von Paris entfernt, ist die Wiege der französischen Sprache. Es ist also kein Zufall, dass dieser Ort zur Eröffnung der "Cité internationale de la langue française" ausgewählt wurde. Hier erließ König François I. (Franz I.) vor fast 500 Jahren die Verordnung, die Französisch zur Amtssprache des Königreichs machte.
Der Salamander, Symbol des Königs Franz I.
Doch die Schönheit und Erhabenheit all diese herrlichen Bauwerke grenzen an ein Wunder, denn am 24. Februar 1525 befand sich die Geschichte Frankreichs an einem Wendepunkt.
König Franz I. verlor die Schlacht von Pavia (Italien) gegen die Truppen Karls V. und wurde gefangen genommen. Erst ein Jahr später wurde er wieder freigelassen. Seine Vorgänger bevorzugten die Schlösser der Loire als Hauptsitz, so dass während des gesamten 15. Jahrhunderts die Region Paris gemieden wurde. Dadurch verloren die Könige die Kontrolle über ihr Königreich. Franz I. wollte dies ändern. Nach seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft machte er Paris zu seinem Hauptwohnsitz und startete zahlreiche Projekte in der Region. Er näherte sich auch dem Pariser Parlament und der theologischen Fakultät, um seine Autorität durchzusetzen.
Im August 1539 ließ Franz I. die berühmte Verordnung von Villers-Cotterêts hier unterzeichnen. Diese machte Französisch zur offiziellen Amtssprache der Verwaltung. Vor der Erlassung dieser Verordnung wurden Rechtsakten in Latein verfasst, eine Sprache, die nur von den Eliten geschrieben und verstanden wurde. Durch das in Kraft treten dieser Verordnung erleichterte man das Verständnis der Akten und die Menschen konnten in ihrer Sprache kommunizieren. Die Verordnung von Villers-Cotterêts verpflichtet die Kirchen außerdem dazu, ein Register über Taufen und Bestattungen zu führen.
Dies ist der älteste, noch in Kraft stehende Gesetzestext Frankreichs (Artikel 110 und 111).
Eine Gendenktafel an dieses Ereignis kann man in der Kapelle sehen.
Die königliche Kapelle ist reich verziert
Innschrift zur Verordnung von Villers-Cotterêts
Während der Revolution wurde das Schloss von Villers-Cotterêts als Nationaleigentum beschlagnahmt. Anschließend wurde es zur Kaserne der republikanischen Armee, danach zu einer Bettleranstalt und schließlich zu einem Altersheim umfunktioniert! Dadurch erlitten die prächtigen Säle viele Zerstörungen. 2014 zog das Altersheim in ein neues, modernes Gebäude und das Schloss blieb in einem zerfallen Zustand zurück. Am Haupteingang ist zur Erinnerung die Inschrift "Altersheim" (Maison de retraite) noch zu lesen.
Haupteingang der Cité internationale de la langue française
Die Eröffnung der "Cité internationale de la langue française"
Die Idee sur Eröffnung einer Einrichtung der französischen Sprache keimte 2018 im Kopf des Präsidenten Macron. Es sollte eine Anspielung auf die hier vor fünf Jahrhunderten unterzeichnete Verordnung sein. Dies war der erste Schritt zur Wiedergeburt des Château de Villers-Cotterêtes. Um die "Cité internationale de la langue française" empfangen zu können, musste das Schloss also komplett saniert werden.
Wie schon zu Beginn gesagt, hat die "Cité internationale de la langue française" gerade erst ihre Türen eröffnet. Von außen ist es kaum zu erwarten, einen solch modernen und interaktiven Rundgang zu erleben. Schon beim Betreten des Hofes des "Jeu de Paume" (ein Vorgänger des Tennis) wird man von einem beeindruckenden Glasdach und Namen von französischen Autoren, sowie regionalen Ausdrücken oder sehr gebräuchlichen Wörtern empfangen. Sie symbolisieren die Vielfalt der Sprache und bilden einen "Buchstaben-Himmel" in zehn Metern Höhe.
Der Rundgang beginnt in einem Raum, der die Besucher die Geschichte des Schlosses entdecken lässt. Auch Porträts von Schriftstellern aus der Region werden gezeigt, so zum Beispiel von Jean de La Fontaine und Alexandre Dumas, der in Villers-Cotterêtes geboren wurde und in diesem Schloss seine ersten Degenkünste unter Beweis stellte. Ein Museum, das diesem Schriftsteller gewidmet ist, liegt nur ein paar Straßen weit von Schloss entfernt. Stolz schrieb er:
"Ich wurde in Villers-Cotterêts geboren, einer kleinen Stadt im Departement Aisne, die an der Straße von Paris nach Laon liegt, zweihundert Schritte von der Rue de la Noue entfernt, wo Demoustier starb, zwei Lieues von La Ferté-Milon, wo Racine geboren wurde, und sieben Lieues von Château-Thierry, wo La Fontaine geboren wurde."
Dem Besucher wird schnell klar wie vielfältig die französische Sprache und die französischsprachige Welt ist. Schließlich wird nicht nur in Frankreich französisch gesprochen. Durch die Kolonialisierung wurde die Sprache in die ganze Welt hinausgetragen und wird auch heute noch weiter verbreitet. Sie entwickelt sich stetig weiter. Französisch ist eine „Weltsprache“ mit ihren verschiedenen mündlichen und schriftlichen Formen, regionalen Akzenten (72 Regionalsprachen sind offiziell anerkannt!) und einer besonderen Beziehung zu anderen Sprachen. Diese kann man Dank der interaktiven Geräte hören und auf der Weltkarte einer Region oder einem Land zuordnen. In einer 360°-Kuppel erfährt man mehr über die Herkunft und Entstehung der Wörter.
Besonders interessant ist die Ecke, die dem "Kleinen Prinzen" gewidmet ist. Dort sieht man die übersetzten Bücher des Romans "Le Petit Prince" in allen Sprachen. Geschrieben wurde der Roman 1943 in New York, doch die Geschichte stammt aus der Feder des französischen Autors Antoine de Saint Exupéry. Heute ist der kleine Prinz ein weltweites Verlagsphänomen.
Entlang des Rundgangs, der durch 15 Räume des ersten Stockwerks führt und in drei Abschnitte unterteilt ist, können auch mehrere Werke zeitgenössischer Kunst entdeckt werden.
Wenn man eine ganz persönliche Leseempfehlung haben möchte, sollte man sich auf keinen Fall die „magische Bibliothek“ entgehen lassen. Dort kann man die Fragen eines virtuellen Bibliothekars beantworten, der dann den richtigen Buchtitel für den Besucher nennt.
Die "Cité internationale de la langue française" ist ein ideales Ausflugsziel für Jung und Alt. Durch den spielerischen Rundgang können auch Kinder und Leseanfänger aktiv teilnehmen und ihr Wissen unter Beweis stellen.
Ganz nach dem Motto: Man lernt nie aus!
Nützliche Informationen
Adresse:
Cité internationale de la langue française
1 place Aristide Briand, 02600 Villers-Cotterêts
Anreise:
Abfahrt Paris Gare du Nord, TER Richtung Laon, Station Villers-Cotterêts. Dann 10 Minuten zu Fuß.
Parkplätze am Bahnhof oder Grand Bosquet.
Tarife:
Gratis für EU-Bürger bis 26 Jahre oder mit der Karte "Passion Monuments".
Normaltarif 9€.
Cité internationale de la langue française, Domaine national du château de Coucy & Château de Pierrefonds 20€.
Internetseite: