Das Museum Camille Claudel

Das Museum Camille Claudel in Nogent-sur-Seine (Aisne) ist einer der bedeutendsten und talentiertesten Bildhauerinnen des 19. Jahrhunderts gewidmet. Es wurde 2017 eröffnet und zeugt vom Talent und der Leidenschaft der Künstlerin, die schon früh von Alfred Boucher entdeckt wurde. Durch ihn lernte sie ihren Meister, Geliebten und Rivalen Auguste Rodin kennen und lebte lange Zeit in seinem Schatten. Ihre Karriere als Bildhauerin der expressionistischen Bewegung kam durch ein tragisches Schicksal zum Ende. Der Besuch des Museum ermöglicht einen tiefen Einblick in das Leben dieser außergewöhnlichen Künstlerin.

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Leben einer Künstlerin

Camille Claudel wurde am 8. Dezember 1864 in eine kleinbürgerliche Familie im Departement Aisne geboren. Schon früh zeigte sie ein großes Interesse an der Kunst und begann bereits in jungen Jahren mit dem Modellieren von Ton. Beeindruckt von der Arbeit seiner Tochter förderte und ermutigte ihr Vater, Louis-Prosper Claudel, sie ihre künstlerischen Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Um 1876 wandte er sich auch an den berühmten Bildhauer Alfred Boucher in Nogent-sur-Seine, der durch die Arbeit des gerade mal 12-jährigen Mädchens begeistert war.

Im Jahr 1881 zog sie, auf Anraten ihres neuen Mentors, mit ihrer Familie nach Paris, um an der renommierten Académie Colarossi zu studieren. Claudel wurde schnell für ihre außergewöhnlichen Werke bekannt und arbeitete mit Leidenschaft an ihren Skulpturen. Sie war eine Meisterin im Umgang mit verschiedenen Materialien wie Ton, Marmor und Bronze und schuf eine Vielzahl von eindrucksvollen und ausdrucksstarken Werken.

Ein Jahr später reiste Alfred Boucher nach Italien und überließ August Rodin die Ausbildung von Camille Claudel. Dieser engagierte sie als Zeichnerin für seine eigenen Skizzen, doch schnell konkurrierte sie durch ihr Talent mit ihrem neuen Meister und Rodin ließ ihr immer mehr Freiheiten. Zwischen ihnen entstand eine leidenschaftliche Beziehung, die in Laufe der Jahre für Camille immer zerstörerischer wurde. Schließlich war Rodin 24 Jahre älter als sie, hatte schon eine Beziehung mit Rose Beuret, seinem ehemaligen Modell, und war nie bereit, seine Lebensgefährtin für die Künstlerin zu verlassen.

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Von 1887-1891 verbrachte Camille Claudel zusammen mit Rodin die vier aufeinanderfolgenden Sommer im Château de l'Islette in Azay-le-Rideau. Zusammen arbeiteten sie am Balzac-Denkmal, der ursprünglich aus dieser Region kam. Dort schuf sie auch ihr Werk „La Petite Châtelaine“, Büste der Enkelin des Schlossbesitzers.

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1888 eröffnete sie ihr eigenes Atelier in der Nähe der Gobelins in Paris. Ihre Spezialität waren Akt-Skulpturen. Mit viel Sensibilität und Sinnlichkeit stellte sie Männer und Frauen dar, manchmal fest miteinander verschlungen, wie ihr Hauptwerk „La Valse“ (z.Dt. der Walzer) aus dem Jahr 1889 zeigt. Ein weiteres Werk „L’Age mûr“ (z.Dt. das reife Alter) zeigt eine junge Frau auf Knien, die versucht ihren älteren Geliebten zurückzuhalten. Diese Arbeiten spiegeln ihre charakteristische, ästhetische und emotionale Ausdruckskraft wieder.

Im Jahr 1892 trennten sich Rodin und Camille nach mehr als zehn Jahren stürmischer Beziehung. Dennoch unterstützte Rodin die Künstlerin finanziell in den folgenden Jahren.

Ab 1898 verschlechterte sich ihr geistiger Gesundheitszustand langsam. Sie litt unter Paranoia, sie erhielt weniger Aufträge und verdächtigte ihren Ex-Geliebten, sie finanziell ruinieren zu wollen. 1912 zerstörte sie viele ihrer Werke. Nach dem Tod ihres Vaters im März 1913 verlangten ihre Mutter und ihr Bruder die Internierung in eine psychische Anstalt, zuerst in Ville-Évrard, von wo aus sie im September 1914 in die psychiatrische Anstalt Montdevergues in Vaucluse verlegt wurde. Camille verbrachte die letzten dreißig Jahre ihres Lebens in dieser Anstalt. Dort starb sie am 09. Oktober 1943 an einem Schlaganfall, der höchstwahrscheinlich auf eine schlechte Ernährung zurückzuführen ist. An ihrer Beisetzung nahm nur das Krankenhauspersonal teil.


Besichtigung des Museums

Im März 2017 eröffnete das Museum Camille Claudel, ehemals musée Paul Dubois-Alfred Boucher, das der Künstlerin und anderen Bildhauern gewidmet ist. Es beherbergt eine beeindruckende Sammlung von mehr als 300 Werken, davon 43 von Camille Claudel. Zu ihnen gehören Skulpturen, Zeichnungen und Gemälde. Unter den Ausstellungsstücken befinden sich einige ihrer berühmtesten Werke, die einen umfassenden Einblick in ihr künstlerisches Schaffen bieten.

Schon 1902 gründeten die Bildhauer Paul Dubois und Alfred Boucher ein Museum in einem alten Wohnhaus in Nogent-sur-Seine. Die ersten Ausstellungsstücke stammten aus Schenkungen der Künstler, darunter Skulpturen, Gemälde, Gravuren, Antiquitäten, Medaillen und Münzen. Die Sammlungen wuchsen schnell, so dass das Museum vom Erdgeschoss auf die erste Etage erweitert und bald durch eine Skulpturengalerie in einem Schuppen erweitert wurde. Auch die Sèvres-Manufaktur schenkte ein Keramikset von fast 800 Objekten dem Museum.

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Die Gründer des Museums

1988 wurde Claudels Leben verfilmt und Camille wurde zum Superstar. 2003 wurde in Nogent-sur-Seine eine Ausstellung mit Werken von Camille Claudel organisiert, die ein wahrer Erfolg war. Mehr als 40.000 Besucher kamen in nur drei Monaten.

Um dem Museum neues Leben einzuhauchen, wurde der Camille Claudel Fonds gegründet. Im Jahr 2008 kaufte die Gemeinde das Haus, in dem die Claudel Familie von 1876-1879 lebte und legte den Grundstein des neuen Museums. Wie zu seinen Anfängen gewährte die Sèvres-Manufaktur auch 2017 dem neuen Museum Camille Claudel eine wichtige Anzahlung.

In einem der ersten Räume, die der Bildhauerin gewidmet sind, werden zwei Skulpturen hockender Frauen präsentiert, eine Skulptur von Camille, die andere von Rodin. Beide Künstler arbeiteten nebeneinander mit demselben Model.

Ein weiterer Saal trägt den Namen Eugène Blot. Dieser Galerist organisierte 1905 eine persönliche Ausstellung für Camille und unterstützte sie viele Jahre lang.

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Nützliche Informationen

Adresse:
Musée Camille Claudel
10 Rue Gustave Flaubert
10400 Nogent-sur-Seine

Anreise:
Abfahrt Gare de l'Est, Linie P Richtung Provins. Station Nogent-sur-Seine, dann 10 Minuten zu Fuß bis zum Museum.

Tarife:
Gratis für Studenten und Jugendliche bis 26 Jahren
Normaltarif 8€ / 10€ während der temporären Ausstellung
Musée Camille Claudel & Château de la Motte-Tilly 12€.

Internetseite:
https://www.museecamilleclaudel.fr/fr

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